Bananen und Räucherstäbchen
In seinem Buch „Black Bazar“ beschreibt Alain Mabanckou Klischees und traurige Wirklichkeit.
Noch nie war er einer Person über den Weg gelaufen, die so schwarz war wie seine Ex – und das, obwohl sie aus Nancy stammte. „In der Heimat glaubt man noch, die Neger, die in Frankreich geboren werden, seien grundsätzlich weniger schwarz als wir.“ Der Held des Romans „Black Bazar“ hat nicht nur gegen fremde, sondern auch gegen eigene Vorurteile anzukämpfen.
Während der Klein-Kongolese, der Wert darauf legt, nicht mit den Groß-Kongolesen in einen Topf geworfen zu werden, sich am liebsten mit der „B-Seite“ der Frauen beschäftigt und immer noch seiner Ex-Freundin nachtrauert, die ihn für einen Bongo-Trommler verlassen hat, prasseln auf ihn alle möglichen Ideologien ein.
Angefangen mit dem Nachbarn Monsieur Hippocrite, der im Hausflur lauert und die „Negerbande“ aus seinem anständigen Mietshaus verjagen will, dabei aber vehement abstreitet, dass er trotz seiner dunklen Hautfarbe kein Weißer sei. Sein ideologischer Gegenspieler, „der Araber um die Ecke“, fordert von seinem „schwarzen Bruder“, sich gegen die ehemaligen Kolonialherren zu verbrüdern.
Mit einer anfänglich fremd wirkenden Sprache öffnet der Autor eine nahe, doch unvertraute Welt, die ihren besonderen Ton anschlägt und den Leser mit dem Duft von gekochten Bananen, Räucherstäbchen und schwerem Parfüm umhüllt. Neben Klischees zeigt Mabanckou auch traurige Wahrheiten: Nigerianerinnen, die sich mit Bleichmitteln die Haut aufhellen, illegale Einwanderer, die zu fünft in einem Einzimmerapartment hausen und Menschen, deren Leben von der Willkür der Diktatoren abhängt. Mabanckou beweist mit „Black Bazar“ erneut, dass er zu den wichtigsten Autoren jüngerer französisch-afrikanischer Literatur zählt.
Nadja Mayer
Alain Mabanckou: „Black Bazar“ (Liebeskind, 271 Seiten, 19.80 Euro). Der Autor liest am Mittwoch um 20.30 Uhr in der Buchhandlung Lemkuhl, Leopoldstraße 45