Aufbegehren aus Menschenliebe

Die Verleihung des Ernst von Siemens Musikpreises an Klaus Huber in den Kammerspielen
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Die Verleihung des Ernst von Siemens Musikpreises an Klaus Huber in den Kammerspielen

Es gibt Musik, die gegen das aufbegehrt, was sie wahrnimmt. In „Miserere hominibus“ von Klaus Huber heißt es: „Wachstum, Wachstum über alles. Unsere Seelen verändert der totalitäre Markt.“ Bei der Vollendung des Werks im Jahr 2007 konnte man darüber noch lächeln, in der aktuellen Krise ist das nicht mehr angebracht.

Dass dieses Werk bei der Verleihung des Ernst von Siemens Musikpreises 2009 an Huber in den Münchner Kammerspielen ertönte, war fast schon ein Akt des Widerstands. Die Aufführung des Chorwerks unter Rachid Safir und seinen „Les jeunes solistes“ sowie die Premiere des Films „Klaus Huber am Werk“ kurz vor der Preisverleihung wurden bleibende Ereignisse.

Merkwürdige Preisvergaben

Zwiespältig waren dagegen die Förderpreise für Francesco Filidei, Lin Yang und Miroslav Srnka: Ihre Uraufführungen blieben insgesamt zu dekorativ und beliebig. Dass zudem das kürzlich in Schwetzingen uraufgeführte Monodrama „Proserpina“ von Wolfgang Rihm gefördert wurde, obwohl Rihm in der Jury sitzt, ist nicht minder diskussionswürdig.

„Die Schwetzinger Festspiele haben den Antrag gestellt, nicht ich“, erklärte der Komponist auf Nachfrage. „Als darüber entschieden wurde, war ich – wie es die Satzung verlangt – nicht dabei. Und nun ist auch noch zu hören, dass Huber nur den Preis bekommen habe, weil ich sein Schüler war. Was soll ich machen?“

Hubers Auszeichnung tut not, sie kommt aber reichlich spät: Huber ist 84 Jahre alt. Künftig sollte dieser wichtige Musikpreis noch mehr an diejenigen vergeben werden, die wie Huber geistig und künstlerisch erneuern. Huber selbst bedankte sich mit Gebetzeilen, die er ins Mikrofon hauchte – mit weit aufgerissenen Augen, neugierig staunend wie ein Kind. Das sagte alles: Seine Musik liebt den Menschen, deswegen begehrt sie auf.

Marco Frei

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