Auf gute Nachbarschaft
Alexander Liebreich springt heute und morgen im Herkulesaal für Riccardo Muti ein
Am Sonntag freute er sich nach vier Wochen Dirigier-Gastspielen auf ein paar freie Tage. Sein zwei Monate junger Sohn lag neben ihm in der Babywippe. Alexander Liebreich las unbeantwortete Mails. Da klingelte sein Handy: Das Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks suchte einen Einspringer für den an Grippe erkrankten Riccardo Muti.
„Für diesen Dirigenten einzuspringen, macht sich in jedem Lebenslauf gut“, sagt Liebreich. Das Programm der beiden ausverkauften Konzerte heute und morgen im Herkulessaal bleibt unverändert: Haydns Symphonie Nr. 39 hat Liebreich mit dem Kammerorchester eingespielt, das Hornkonzert von Richard Strauss gehört zum Standardrepertoire, mit Mozarts „Vesperae solennes de Confessore“ hat der ausgebildete Sänger und Gründer des Regensburger Kammerchors sowieso kein Problem.
Den samtigen Klang des Italieners wird Liebreich nicht imitieren. „Mutis Mozart ist einmalig“, meint Stephan Gehmacher, der Manager des Symphonieorchesters. Er hat deshalb eher nach einem gegensätzlichen Ersatzmann gesucht, und es freut ihn im Sinn der guten Nachbarschaft, dass der Chef des Münchener Kammerorchesters Zeit hatte.
Als Einspringer hat Liebreich Erfahrung: Vor zehn Jahren übernahm er beim Amsterdamer Concertgebouw Orkest mehr oder weniger über Nacht Bruckners Fünfte. Auch Mariss Jansons hat er in den Niederlanden schon vertreten. Beim Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks trifft Liebreich bekannte Gesichter: Die Bläser helfen regelmäßig beim Münchener Kammerorchester aus, und von ihnen kam auch der Vorschlag, es bei Liebreich zu versuchen. Da müsste es schon ganz verflixt zugehen, wenn es nicht klappt.
Robert Braunmüller