Architekt und Direktor gesucht
Noch ein Symposium, noch zwei Entscheidungen: Die Topographie des Nationalsozialismus – zum zukünftigen NS-Dokumentationszentrum
Solange wurde über ein NS-Dokumentationszentrum für München gestritten und verhandelt; fast hätte man vergessen, dass nach der langwierigen Diskussion und späten Entscheidung für einen „historisch-politischen Lernort“ auf dem Gelände des ehemaligen „Braunen Hauses“ an der Brienner Straße ja noch die Planung und Ausführung stattfinden muss.
Dabei ist eine derartige Institution in Zeiten, in denen für die Aufarbeitung der NS-Vergangenheit im Lehrplan der Schulen immer weniger Stunden vorgesehen sind, und auch die letzten Zeitzeugen sterben, wichtiger denn je. Seit 2007 der Bund endlich zugesagt hat, sich an der Finanzierung zu beteiligen, wird’s konkret: 2010 soll der Bau beginnen. Architekt und Gründungsdirektor werden allerdings noch gesucht.
Finanzierung
Nach dem Modell der Nürnberger Dokumentationsstätte auf dem Reichsparteitagsgelände werden die Kosten gedrittelt. 2006 wurde laut Kathrin Kollmeier vom Kulturreferat die Investitionssumme auf 34 Millionen Euro geschätzt, Freistaat und Bund zahlen jeweils 10 Millionen. Die Stadt hat zugesagt, zusätzlich zu ihrem Drittel auch die Mehrkosten zu übernehmen. Die laufenden Kosten übernimmt ebenfalls die Landeshauptstadt.
Konzept
Vom wissenschaftlichen Beirat vorgesehen, ist ein „lebendiger Ort des Lernens, der Information, der Erinnerung, der kritischen Auseinandersetzung und der offenen Diskussion“ mit der und über die NS-Geschichte. Wesentlich sind die „kritische Sichtbarmachung unterschiedlicher Perspektiven (Täter, Opfer, Mitläufer)“ und die multimediale Vermittlung. Zudem sollen die authentischen NS-Orte der näheren Umgebung miteinbezogen werden.
Leitung
Nachdem sich bei der ersten Ausschreibung für den Posten des Gründungsdirektors kein renommierter Wissenschaftler fand, wurden die Bedingungen verbessert: Die Stelle ist nicht mehr auf vier, sondern auf fünf Jahre befristet, die Bezahlung wurde erhöht. Am 22. September läuft nun die zweite Bewerbungsfrist ab.
Wettbewerb
Für den Bau wurde ein Realisierungswettbewerb mit vorgeschaltetem Bewerbungsverfahren ausgelobt (Preissumme: 90000 Euro). Zudem wurden zehn international anerkannte Büros eingeladen, die bereits ähnliche Bauaufgaben meisterten. Neun der zugeladenen Architekten nehmen teil, darunter Wandel Höfer Lorch, die Baumeister der Münchner Synagoge, Moshe Safdie (Neue Gedenkstätte, Yad Vashem), Peter Eisenman (Holocaust-Mahnmal, Berlin) sowie die Franzosen Jouve & Vignaud (Shoah Memorial, Paris) und der Israeli Zvi Hecker (Jüdisches Gemeindezentrum, Duisburg/Mülheim/Oberhausen). Ende September werden 50 Teilnehmer ausgewählt, die bis 20. November ihren Entwurf vorlegen müssen. Das Preisgericht wird am 23. Januar 2009 erstmals tagen und am 6. März über die Preisvergabe entscheiden.
Roberta De Righi
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