Anarchie und Anekdoten

Bedingungslose Ehrlichkeit, Frechheit und Originalität - dafür gab's Standing Ovations beim Tollwood-Konzert von Hans Söllner.
von  Abendzeitung

Bedingungslose Ehrlichkeit, Frechheit und Originalität - dafür gab's Standing Ovations beim Tollwood-Konzert von Hans Söllner.

Er sagt nein zu Drogen, aber ja zu Cannabis. Er appelliert an ein friedliches Miteinander und predigt doch den Ungehorsam. Hans Söllner ist ein Mann der Widersprüche und bleibt sich darin seit über zwanzig Jahren treu.

Für seine bedingungslose Ehrlichkeit, Frechheit und Originalität gab es auch im ausverkauften Tollwood-Musikzelt nach zwei Stunden Söllner- Predigt stehende Ovationen. Und der bayerische Vorzeige- Rebell verdiente sich diesen Applaus mit einem abwechslungsreichen, im breitesten Dialekt vorgetragenen Programm aus Mitsing-Gassenhauern, melancholischen Liedern und witzigen Gschichten wider die Obrigkeit.

Mit langer Rastamähne, lässigem Drei Akkorde-Gitarrenspiel und gelegentlichem Mundharmonikaeinsatz brauchte der Volkssänger – konzentriert und zurückhaltend begleitet von seiner auf einen Bassisten und Schlagzeuger abgespeckten Bayaman'Sissdem-Band – nicht die große Show, um Begeisterung auszulösen.

Dramaturgisch geschickt eröffnete er vor einer Rastafari- Steinbock-Fahne das Konzert mit den nachdenklich-gesellschaftskritischen Liedern „Manchmoi wenn i aufwach" und „Polizei", bevor er aufs Tempo drückte und mit der Hanf-Hymne „Mei Voda hod an Marihuanabam" für eine grölende Bierzelt-Stimmung sorgte. Dazwischen fütterte er das bunt gemischte Publikum mit launigen Anekdoten über Münchens Jubiläumsfest („850 Jahre und die feiern das alle 58 Jahr'!") oder schlug mit verschmitztem Lächeln vor, „Verkehrsinseln mit Hanf zu begrünen".

Seine Fans genossen den Anarchie-Ausflug und beklatschten enthusiastisch auch Söllners letzten Auftrag, „die ganze Nacht der Polizei hinterherzufahren, damit sie uns nicht hinterherfährt".

Florian Koch

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