Also sprach die Sängerin

Die Lenz ist da! Morgen lädt die lange Nacht der Musik zum Hörgenuss in ganz München ein. In der Philharmonie tritt zu später Stunde die Münchner Singer-Songwriterin Alev Lenz auf
Michael Stadler |
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Auf den Lippen sitzt ein Lächeln, und im Innern tobt der Schmerz. Solche Zustände kennt wohl jeder, und so ein Pop-Song kann vielleicht Trost geben, lebt ja auch davon: von dem schönen Klang und dem, was drunter liegt. Da ist diese Frauenstimme, die das Wörtchen „also“, auf Englisch „well“, bezirzend wellig intoniert. Dazu glasklar das Klavier, die Band fügt sich ein. Doch Alev Lenz singt, eben, von einer verborgenen Verletztheit. Das Ich verursacht zuletzt einen Unfall, damit jeder die Wunde sehen kann. „Versuch’s und heil mich!“ Und der Song ist aus.

Man konnte „Well“ in dem Kino-Hit „Türkisch für Anfänger“ hören. Den Regisseur Bora Dagtekin kennt Alev Lenz, und nein, er hat ihr Lied nicht ausgewählt, weil sie die Tochter einer türkischen Schauspielerin und eines deutschen Ingenieurs ist, sondern weil Dagtekin deutschen Musikern eine Chance geben wollte. Die bedürfen Förderung, und gerade eine Sängerin wie die Münchnerin Lenz hat in der Heimat kaum Möglichkeiten, sich zu zeigen. In London, wo sie gerade lebt, ist das besser: eine lebendige Clubszene, viele Musikzeitschriten, in denen von ihr und ihrem selbstgeschriebenen Piano-Pop geschwärmt wird.

Schon als Vierjährige bekam sie Musikunterricht. Die Mutter und die Oma, eine Malerin, „die wussten, dass es schön ist zu lernen, dass man die Welt auch über die Kunst wahrnehmen kann“. Mit 7 Jahren bekam sie Klavierunterricht, kritzelte bereits mit Bleistift Riesennoten auf Notenpapier – „und schrieb dann groß ,Opus 1’ drüber“, erinnert sich Lenz lachend heute. Ihre Musikkarriere begann mit der Rockband „Alev“. Die Riffs waren hart, „und meine Stimme war das Sanfte oben drauf“. Lenz verließ die Band nach zwei Alben, der Dreh zum Piano-Pop erfolgte schon deshalb, weil sie sich selbst begleiten wollte: „Und ich konnte nur Klavier spielen.“ In New York hat Lenz gelebt, dann in Berlin, wo sie ihr erstes englisches Solo-Album „Storytelling Piano Playing Fräulein“ aufnahm. Momentan werkelt die Dreißigjährige am zweiten, produziert es auf eigene Faust, weil sie noch bei keinem Label unter Vertrag steht.

Früher ist sie mit ihrer Mutter in die Philharmonie zu Konzerten gegangen. Am Samstag, um 23 Uhr, spielt Alev Lenz nun selbst dort während der langen Nacht der Musik und wird, natürlich, die Schmerzen da draußen vergessen machen.

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