Als Beste eingesprungen: Alice Sara Ott in der Philharmonie
Sie sprang kurzfristig für die erkrankte Pianistin Hélene Grimaud ein. Beim Konzert in der Philharmonie überzeugte Alice Sara Ott mit der cis-Moll-Nocturne vom Chopin.
Manche Konzerte entscheiden sich erst in der Zielgeraden. Als Zugabe spielte die deutsch-japanische Pianistin Alice Sara Ott, die für die erkrankte Hélene Grimaud eingesprungen war, das cis-Moll-Nocturne op. posth. von Chopin: klar, ruhig, empfindsam. Verflogen waren die Wolken, die sich zuvor bei Tschaikowskys erstem Klavierkonzert gezeigt hatten. Endlich verstand man, warum die 22jährige Münchnerin derzeit in aller Munde ist.
Vielleicht hätte sie sich für ein anderes Werk als das Tschaikowskys -Konzert entscheiden sollen. Sie hat es unlängst auch mit den Philharmonikern musiziert. Für die Brillanz dieses Stückes besitzt sie Kraft, aber es fehlt ihr jene virtuose Nonchalance und Raffinesse, die vonnöten ist, um ein abgebrühtes Konzert-Publikum mit einem allseits bekannten Stück bei Laune zu halten.
Auf Daniel Harding und das Radio-Symphonieorchester Stockholm konnte sie sich nicht verlassen. Denn erst nach der Pause zeigten Dirigent und Orchester, was in ihnen steckt. Es gelang eine sehr stimmige Aufführung der 7.Symphonie von Dvorak – und auch hier war die wunderbar eindringlich musizierte Zugabe, Schumanns „Manfred“-Ouvertüre, das Beste, das die Gäste im Gepäck hatten.
Volker Boser
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