"Aida" im Nationaltheater: Die ganz normale Gala
Die erste Opernvorstellung der Festspiele im Nationaltheater nannte sich pompös „Gala“, war aber eine ganz normale Repertoire-Aufführung von Verdis „Aida“
Das Wort Gala kommt über einen spanischen Umweg aus dem Arabischen und bedeutet dort Ehrengewand. An solchen mangelte es in der Staatsoper am Dienstagabend nicht. Die Dichte an Smokings und Abendkleidern war beträchtlich, gegenwärt und gewesene Minister zierten das Publikum, auch eine Königliche Hoheit war zugegen. Auch einen roten Teppich gab es, aber den hat neuerdings auch das Gärtnerplatztheater bei ganz normalen Premieren.
Künstlerisch war die „Festspiel-Eröffnungsgala“ eine ganz normale Repertoire-Wiederholung der „Aida“-Premiere von Anfang Juni. Die Karten waren ausnahmsweise sogar billiger, die Besetzung fast gleich: Nur Ambrogio Maestris recht gemütlicher Amonasro wurde eingewechselt. Kristin Lewis sang die Titelrolle entspannter und weniger flackig. Ekaterina Gubanova blieb als Amneris etwas blass und Salvatore Licitra imponierte als Radamès wieder nur an Kraft-Stellen. Nur Giacomo Prestias orgelnder Bass erinnerte an die großen Zeiten des Verdi-Gesangs, die es auch im Nationaltheater einmal gab, aber mittlerweile überall vorüber sind. Daniele Gattis detailverliebtes, symphonisch orientiertes Dirigieren entspricht nicht dem Klischee von der Italiantá, wirkt aber schlüssig. Im und nach dem zweiten Akt gab es Buhs gegen Christof Nels besserwisserisch deutschen Regieminimalismus.
Robert Braunmüller
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