Ai Weiwei kritisiert Ausstellung "Kunst der Aufklärung"
Peking - Zum Abschluss der einjährigen Schau im chinesischen Nationalmuseum sprach der 54-jährige in einem Interview der Nachrichtenagentur dpa von einer "Verschwendung von Geld und harter Arbeit auf beiden Seiten". Er beschrieb die Präsentation der 600 Leihgaben aus Dresden, Berlin und München zwar als gut und wichtig, beklagte aber, dass es in China keine Diskussion ausgelöst und wenig Zuschauer gegeben habe: "In jedem beliebigen McDonalds-Restaurant gibt es mehr Menschen als in dieser Ausstellung."
Mit einem Festakt, an dem auch die deutsche Staatsministerin im Auswärtigen Amt, Cornelia Pieper, teilnimmt, wird der Abschluss der zehn Millionen Euro teuren Ausstellung an diesem Sonntag gefeiert. Es war das bisher größte deutsche Kulturprojekt in China. Nach Angaben der Organisatoren kamen 450 000 Zuschauer. Vor einem Jahr hatte die Inhaftierung von Ai Weiwei, der als bedeutendster chinesischer Künstler der Gegenwart gilt, den Beginn der Ausstellung überschattet. Nach zwei Monaten kam der Regimekritiker wieder frei.
Unter Hinweis auf das Nationalmuseum neben dem Platz des Himmlischen Friedens (Tian'anmen), dem Schauplatz der 1989 blutig niedergeschlagenen Demokratiebewegung, und die Repressionswelle im vergangenen Jahr sagte Ai Weiwei: "Es ist eine ausgezeichnete Ausstellung, aber am falschen Ort, zur falschen Zeit und ohne gute Wirkung." Die Regierung schmücke sich lediglich mit solchen Projekten. "All diese Kulturaustauschvorhaben machen keinen Sinn, weil die Medien in China nicht frei sind", sagte Ai Weiwei.
Es habe kaum Werbung gemacht werden dürfen. Wenig Menschen hätten von der Ausstellung gewusst. Das deutsche Projekt habe in China keine Diskussionen über die Werte der Aufklärung ausgelöst, die in Europa den Grundstein für Menschenrechte und Freiheit gelegt haben. Die Wirkung "bleibt sehr gering", sagte Ai Weiwei.
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