Actionreicher Tyrannenmord?

EinKette von Zweifeln und Skandalen: „Operation Walküre“ mit Tom Cruise kommt ins Kino
von  Abendzeitung

EinKette von Zweifeln und Skandalen: „Operation Walküre“ mit Tom Cruise kommt ins Kino

Seit „Casablanca“ (1942) gilt in Hollywood: Nazi-Geschichten ziehen, weil hier das klassische Gut-Böse-Schema vor drastisch-historischem Schauerhintergrund besonders publikumswirksam ist. Was aber, wenn dieses Schema fatal ist, wie beim heiklen Thema des Hitler-Attentats am 20. Juli 1944?

Als bekannt wurde, dass Bryan Singer („X-Men“, „Superman Returns“) das Hitler-Attentat verfilmen sollte, läuteten in Deutschland die Alarmglocken: Wie geht ein US-Mainstream-Film mit schwierigen Wahrheiten um, zum Beispiel, dass aus dem Attentäter-Kreis selbst viele blutig in das NS-System verstrickt waren?

Und: Wie will ein Film, der geschätzte 100 Millionen Dollar Produktionskosten einspielen muss, die Komplexität einem heutigen Publikum klar machen? Zum Beispiel, dass einige Attentäter Skrupel hatten, weil sie einen Eid auf Hitler geschworen hatten, andere aus christlicher Ethik ein Problem hatten mit dem Tyrannenmord.

Pleiten, Pech und Pannen

Dann veröffentlichte United Artists die provokative Nachricht: Nicht der deutsche Thomas Kretschmann solle Claus Schenck Graf von Stauffenberg spielen, sondern der Miteigentümer der Filmfirma: Tom Cruise. Die Familie Stauffenberg schauderte. Wie kann ein Action-Held mit offener Zugehörigkeit zur Scientology-Sekte den ethisch ringenden, hoch protestantischen Hitler-Attentäter spielen?

Kurze Zeit später erklärte Regisseur Singer: „Ich kann mir nicht vorstellen, den Film woanders als in Deutschland zu drehen.“ Studio Babelsberg witterte den Großauftrag, der Deutsche Filmförderfonds (DFFF) steuerte 4,8 Millionen Euro Standortförderung bei.

Aber als im ehemaligen Reichswehrministerium, dem Bendlerblock, gedreht werden sollte, verweigerte erst einmal der heutige Hausherr, der Finanzminister, die Zustimmung: „Die Würde des Ortes“, mit seiner Gedenkstätte, sei gefährdet. Dann knickte die deutsche Politik ein.

Die Dreharbeiten im Sommer 2007 standen unter keinem guten Stern. Das im Bendlerblock gedrehte Material ging bei der Entwicklung kaputt. Außerdem verletzten sich elf Komparsen beim Dreh im Flughafen Tempelhof.

Auch in den folgenden Monaten stieg auf amerikanischer Seite die Nervosität: Dreimal wurde der Filmstart verschoben. Jetzt ist die internationale Premiere am 15. Dezember in New York, die europäische am 20. Januar in Berlin.

Adrian Prechtel

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