Absurd amerikanisch
Zerstörte Wüsten, leere Seen, Kunststädte: Alex MacLean fotografiert den Klimawandel
AZ: Herr MacLean, Sie dokumentieren seit 30 Jahren die Umweltzerstörung aus der Luft. Hassen Sie Amerika?
ALEX MACLEAN: Die acht Jahre Bush haben mich wirklich wütend gemacht. Aber in der Zeit habe ich auch die humorvollsten Bilder gemacht.
Erschreckend, ja, aber humorvoll...
Doch, doch. Zwischen Feldern steht eine Kirche. Davor zwei große Parkplätze. Zuerst sieht alles wohlgeordnet aus, dann sieht man die Zerstörung der Natur durch Betonflächen. Aber als letztes muss man lachen: Die Kirche ist so klein, dass nicht mal alle, die parken,. dort Platz fänden. Absurd, aber amerikanisch.
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Ich zeige den Klimawandel in seinem Kontext. Aus dem Auto sieht die Wüstenstadt nett aus. Aus der Luft wird die Zerstörung durch künstliche Highways und Wasserbassins sichtbar. Die Menschen machen sich das nicht bewusst, weil der Klimawandel für sie nicht fassbar ist. Den Smog merken sie an tränenden Augen, in einem verschmutzten See kann man nicht mehr baden. Aber dass die Erde sich erwärmt, das kann man leicht ignorieren.
Als Sie gestern mit dem Flieger hier gelandet sind: Wie sieht München von oben aus?
Die Stadt ist aus dem Zentrum gewachsen. Aber es gibt sehr viele Golfplätze im Umland.
Was ist an denen schlecht?
Natürlich sind sie erstmal ein Grünfleck und damit gut. Aber um sie instand zu halten braucht es viel Energie und Wasser. Der Wert von Freizeit wird höher angesetzt als der Schutz der Umwelt.
Sie sind also kein Golfspieler?
Nein, das nicht. Aber auch kein Unschuldsengel. Ich bin kein Vegetarier, ich komme mit dem Flieger nach Deutschland, ich lebe in einem großen Haus. Genau darum geht es: Wir müssen für unsere kleinen Handlungen Verantwortung übernehmen. Ich habe zum Beispiel mein Haus energieeffizient bauen lassen.
Reagieren Europäer anders auf Ihre Bilder als Amerikaner?
Absolut. Die Amerikaner werden kleinlaut, es wird ihnen bewusst, was sie zerstört haben. Die Europäer sehen das Buch mehr als Warnung an.
Wird mit Barack Obama alles besser?
Ja, denn er kann solche ab-strakten Dinge verständlich machen, er steht zu seinem Wort und lässt sich nicht in die Irre führen. Obama wird die Intelligenz der Amerikaner steigern, weil er uns zum Nachdenken bringen wird.
Mit Ihnen zusammen?
Witzig, dass Sie das fragen. Ich habe nämlich schon während des Wahlkampfs eines meiner Bücher an ihn geschickt. Sozusagen als Spende für die Umweltpolitik. Wenn ihn das aufrüttelt, dann hätte ich sehr viel erreicht.
Anne Kathrin Koophamel
Alex MacLean: „Over“ (Schirmer/Mosel, 337 S., 58 Euro)
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