Abschied im heiligen Geiste des Blues
Keine großen Überraschungen beim Konzert von Chris Rea, fast dasselbe Muster wie letztes Mal, auch wenn es diesmal unter der Überschrift „Santo Spiritio Blues” lief: Mehr Blues, mehr Gitarre. Dafür weniger Fans. Gerade mal 3600 Besucher verloren sich in der Olympiahalle. Aber die kamen voll auf ihre Kosten.
Schon die zweite Abschiedstournee, doch der Mann mit dem rauchigen Stimm-Timbre wirkt nicht irgendwie müde oder geschwächt. Jetzt macht er das, was er anscheinend schon immer wollte, widmet sich ganz und gar seinem Gitarrenspiel und dem Blues. Immer mehr und immer konsequenter.
Seine Evergreens „Julia”, „Stainsby Girls”, „Easy Rider”, „Let’s dance” (mit tollen Slapstick-Videos!) und „The Road To Hell” benutzt er gerade noch, um geeignete Startpunkte für lange Slide-Gitarrensoli auf seiner Fender Stratoscaster zu finden. Sein Hit „Josephine” kommt gleich als dritter Song aufs Tablett; bei „On The Beach” in der ersten Zugabe verzichtet er auf den berühmten Hook, baut eine ganz neue Fassung mit Swing-Einflüssen, und verwirrt die Fans.
Doch die lassen sich gerne erzählen „Where The Blues Comes From”, und geben sich der magischen Gitarre hin, die sich irgendwo zwischen Pink Floyd und Eric Clapton einpendelt. Man spürt fast körperlich die Bewunderung für einen Musiker, der nach seiner dramatischen Diagnose Bauspeicheldrüsenkrebs und einer schweren Operation immer noch dasteht wie eine Eins.
Die zweite Zugabe kommt als Video und führt in den Kosmos, an Planeten und Sternen vorbei. Aus dem Off die Musik: „Somewhere Between The Stars”. Alle bleiben andächtig in der Halle und schnell drängt sich die Frage auf, ob Rea hier seine Zukunft sieht. Irgendwo zwischen den Sternen.
- Themen:
- Olympiahalle