Abheben und loslassen als spätes Glücksrezept

Der neue Streich von Pixar, „Oben“, ist ein großer Animationsfilm – diesmal besonders für Erwachsene.
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Der neue Streich von Pixar, „Oben“, ist ein großer Animationsfilm – diesmal besonders für Erwachsene.

In der Überzeichnung verzeihen wir jedes Klischee und lassen uns rühren. Das ist der Kunsttrick des Animationsfilmes – auch bei „Oben“, dem neuen Pixarfilm.

Rentner Carl kleidet sich konservativ-resignativ mausgrau- braun und ist mürrisch wie Spencer Tracy. Der Pfadfinder- Musterjunge, der den amerkanischen Pioniergeist „Unentdecktes muss erforscht werden“ herumposaunt, ist als babyspeck-feister Teenie eine nervigeWitzfigur.

Und erzählt wird die klassische Geschichte von der späten Verwirklichung eines alten Lebenstraums: Carl wollte mit seiner Frau immer die berühmten Paradieswasserfälle in Südamerika besuchen. Aber das Leben zog mit Arbeit und Verpflichtungen vorbei, man ist alt, die geliebte Frau gestorben. Als Carl sein Haus nicht für ein Großprojekt verkaufen will, soll er ins Altersheim eingewiesen werden. Doch der alte Luftballonverkäufer hebt samt Häuschen ab an Tausenden von Luftballons Richtung Süden zu dem Wasserfällen.

Gefeiert wird Freundschaft, Zusammenhalt und die alte Regel: „Du kannst es schaffen, wenn du über dich hinauswächst!“ Das alles ist grundsätzlich altbacken Klassisch. Und doch ist Regisseur Pete Docter („Toy Story“, „Monster AG“, „Wall-E“) mit seinem 75 Mann starken Team ein außergewönlicher Animationsfilm gelungen.

Zum einen zeigt „Oben“, wie man die neue 3D-Technik behutsam einsetzen kann, um beim Zuschauer das Staunen zu steigern, ohne effekthascherisch zu sein. Zum anderen ist „Oben“ eine moderne Rückkehr zu alten Disney-Stärken: Keine Über-Action, sondern klares, aber detailverliebtes, geistreiches Erzählen mit Hunderten witzigen kleinen Einfällen angereichert. Dabei gelingt auch wieder der Ausbruch aus dem Kinder- und Familienfilm- Ghetto. „Oben“ ist ein Film für Erwachsene – mit Fragen über das Alter und dem Test, ob man loslassen kann: geliebte Menschen, Luftballons und sogar am Ende das Haus. „Tut mir leid um ihr Haus“, tröstet der Pfadfinder am Ende Carl. Und der: „War doch nur ein Haus!“ – in der US-Immobilienkrise ein geistreich bitterer Lacher.

Adrian Prechtel

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