Home Staging: Spezialisten helfen beim Hausverkauf
Ein Trend aus den USA schwappt auch nach Deutschland: Profis peppen das Eigenheim auf – so können höhere Erlöse erzielt werden
WIESBADEN Frische Farbe hier, helles Licht im Flur, blühende Blumen auf dem Balkon – und schon verkauft sich die Immobilie fast von selbst. So lautet das Versprechen einer neuen Berufsgruppe, zu der auch Tina Humburg gehört. Sie ist auf Home Staging spezialisiert: Sie setzt Häuser und Wohnungen professionell in Szene, damit die Eigentümer sie schnell zu einem guten Preis verkaufen können.
In Deutschland steckt die Dienstleistung noch in den Anfängen. Im Ursprungsland USA ist sie an der Tagesordnung und tauchte zuletzt im Hollywood-Film „Haben Sie das von den Morgans gehört“ auf, in dem ein Haus verkaufsfördernd umgekrempelt wird. Nach Angaben der Deutschen Gesellschaft für Home Staging und Re-Design (DGHR) gehen hierzulande mindestens 40 Home-Staging-Berater zu Werke. „Oft in Gegenden, wo das Angebot an Objekten groß ist und dann Kleinigkeiten den Ausschlag geben“, sagt DGHR-Initiatorin Humburg. Düster wirkende Dielen, vollgepackte Einbauschränke oder haufenweise Nippes auf der Kommode zum Beispiel. „Der erste Eindruck zählt. In vollen Zimmern fehlt dem Interessenten das Gefühl für die Raumproportionen, er wird nicht zugreifen“, erläutert Humburg.
Die Prinzipien des Home Staging ähneln denen des Gebrauchtwarenhandels: Vorher waschen, innen Staub saugen und Kofferraum aufräumen, um dem Auge des Käufers zu schmeicheln. Der Standardtipp für Eigentümer heißt also zunächst Putzen. Gefolgt von dem Rat, gründlich auszumisten, bevor ein Interessent über die Schwelle tritt. Dann kommen Tricks zum Einsatz, die Verbraucher aus dem Supermarkt kennen. Licht, Farbe und hübsche Dekoration betonen die Vorteile der Ware. „Es geht nicht um schöner Wohnen, sondern um Marketing“, sagt Humburg.
Bei Bedarf raten Humburg und Kollegen zu neuen Möbeln, zum Einbau moderner Sanitäreinrichtungen, zum Unkraut jäten. Der Interessent soll das Objekt sauber, freundlich und aufgeräumt zu Gesicht bekommen, damit er sich im Geiste schon in seinem künftigen Heim fühlt. Kritiker vergleichen Home Staging deshalb mit der Schaffung filmreifer Illusionen. Die aufpolierte Optik zielt nach Ansicht des Immobilienverbands Deutschland (IVD) in Berlin vor allem auf Frauen - sie hätten bei Paaren erfahrungsgemäß das entscheidende Wort.
Der Verband privater Bauherren aus Berlin sieht Home Staging skeptisch. Er warnt Eigentümer vor einem radikalen Tuning älterer Häuser. „Bloß nichts übertünchen. Bekannte Mängel dürfen nicht verschwiegen werden, sonst droht die Rückabwicklung des Verkauf“, sagt Sprecherin Christina Reinhold-Postina. Interessenten rät sie, „hinter die Tapete und unter das neu verlegte Laminat zu gucken.“ Ein Home Stager bekommt oft ein vierstelliges Honorar. Als Faustregel gelten laut DGHR ein bis drei Prozent des Verkaufspreises.Tagessätze oder Entlohnung nach Quadratmeter sind dabei möglich. Dem üppigen Salär stellen die Berater Schnelligkeit und höheren Preis gegenüber, den Immobilienbesitzer erzielen können. Drei bis zehn Prozent mehr als im Durchschnitt sollen es sein; der Verkauf selbst soll doppelt so schnell wie üblich über die Bühne gehen. Die Angaben basieren auf Erfahrungen in den USA.
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