Erinnerungsstücke für Ausstellung gesucht
Historiker bereiten bereits die Ausstellung 2018 vor. Auch Bürger werden aufgerufen, auf dem eigenen Dachboden nach Schätzen zu schauen
Regensburg - Noch ist vom Museum der Bayerischen Geschichte am Regensburger Donaumarkt nicht viel zu sehen. Dort, wo gerade mit Rohbauten begonnen wird, sollen ab 2018 – pünktlich zum 100. Geburtstag des Freistaates – 200 Jahre bayerische Geschichte erlebbar werden. Aber nicht nur die Gebäude müssen erst gebaut werden. Auch die Ausstellung ist noch längst nicht fertig. Staatliche Historiker am Haus der Bayerischen Geschichte in Augsburg sammeln deshalb schon seit 2012 Geschichten und Erinnerungsstücke. Von prominenten Bayern, aber auch von ganz normalen Bürgern. Dabei sind schon einige interessante Exponate zusammengekommen.
Die Lokomobile: Eine fünf Tonnen schwere Lokomobile soll der Star des neuen Museums werden. Mit der Dampfmaschine wurde Anfang des 20. Jahrhunderts das bäuerliche Handwerk modernisiert. Die Maschine hat eine lange Reise hinter sich: Gebaut 1921 in Regensburg ging es nach ihrer Arbeit als Dreschmaschine auf bayerischen Feldern nach Buenos Aires in Argentinien, wo sie auf Zuckerrohrplantagen eingesetzt wurde. Später wurde das Stück von einem Berliner Sammler nach Deutschland zurückgeholt und jetzt von einem niederbayerischen Dampfmaschinenexperten restauriert. „Im Museum wird sie eines der größten und schwersten Objekte sein“, sagt die Projektkoordinatorin Elisabeth Handle-Schubert.
Die Königsuhr: Klein, aber sicherlich ähnlich populär wie die Dampfmaschine ist eine ganz besondere Taschenuhr. Sie gehörte dem Märchenkönig Ludwig II. Der Kini hatte das Stück bei sich, als er im Starnberger See ertrank. Die Uhr blieb am 13. Juni 1886 um 18.54 Uhr stehen.
Die Lebensretteruhr: Die Taschenuhr von Ludwig Gruber gab einige Jahre später, 1916, ihren Dienst auf, als sie ihrem Besitzer das Leben rettete. Im Ersten Weltkrieg, bei einem Angriff der Franzosen in Lothringen, blieb der Mann unverletzt. Später bemerkte er, dass er beinahe einen Bauchschuss erlitten hätte: In seiner Uhr steckte eine Kugel. Grubers Enkel Erich hat die Uhr und andere Erinnerungsstücke dem Haus der Bayerischen Geschichte geschenkt.
Das D-Mark-Kleid: Vor wenigen Wochen gab es eine Sammelaktion für Privatgegenstände in Regensburg. Eine Frau kam mit einem Kleid ihrer Mutter, das diese 1948 in Passau von den ersten ausgegebenen D-Mark-Scheinen gekauft hatte. Die Besitzerin war so stolz, dass sie gleich beim Fotografen ein neues Porträtbild mit dem Kleid machen ließ. Beides – Foto und Kleid – liegt nun im Museumsdepot.
Die Olympia-Uniform: Noch gar nicht so alt ist das Exponat, das eine Plattlingerin zur Verfügung gestellt hat: ihr Dress, das sie 1972 als Platzanweiserin in der Münchner Olympiahalle trug. Die Niederbayerin hatte damals sogar ihr Studium in Italien unterbrochen, um bei den Olympischen Spielen dabei zu sein. Der wochenlange Heimateinsatz brachte der Freiwilligen damals viel Ehre, aber recht wenig Geld: „Für ihre Dienste hat sie 200 Mark be- kommen“, berichtet Sammlungs-Expertin Wolf.
Das Flucht-Kreuz: Auch interessante Stücke aus der Gegenwart sichten die Experten schon, auch wenn diese noch nicht historisch eingeordnet werden können. So gehört etwa ein Lampedusa-Kreuz, das aus Holzplanken von Flüchtlingsbooten gefertigt wurde, zum Bestand. Es dokumentiert die Flüchtlingstragödien im Mittelmeer. „Das Sammeln geht weiter“, sagt die Projektchefin.
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