Gustavo Dudamel dirigiert Mahlers Zweite

Gustavo Dudamel und die Philharmoniker mit Mahlers Zweiter im Gasteig
Michael Bastian Weiß |
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Gustavo Dudamel – hier vor zwei Jahren beim Neujahrskonzert der Wiener Philharmoniker.
Herbert Neubauer/APA/dpa Gustavo Dudamel – hier vor zwei Jahren beim Neujahrskonzert der Wiener Philharmoniker.

Schon bei seinem Debüt bei den Münchner Philharmonikern hatte Gustavo Dudamel damals eine Symphonie von Gustav Mahler dirigiert. Er war damals erst Anfang dreißig; eine spektakuläre Blitzkarriere hatte ihn schnell zu Ruhm kommen lassen. Damit hing vielleicht zusammen, dass seine Version der Siebten seinerzeit viele Wünsche offen ließ. Seitdem hat sich der gebürtige Venezolaner merklich weiter entwickelt, wie seine jüngste Aufführung der abendfüllenden Symphonie Nr. 2 c-moll Mahlers, der „Auferstehungssymphonie“, mit den Münchner Philharmonikern zeigt.

So kennt Dudamel nicht mehr nur eine einzige Bewegungsart. Zwar neigt er immer noch zu stramm marschierenden Tempi. Mahlers Vorschrift „Drängend“ ist für ihn wie geschaffen, es liegt ihm weniger, wenn der Komponist ein „unmerklich“ dazu setzt. Doch hat es durchaus etwas für sich, die Seitenthemen des überlebensgroßen Kopfsatzes weniger als Inseln zu isolieren als in den Gesamtverlauf zu integrieren.

Robustes Forte

Die heimelige Zopfigkeit des Menuett-Satzes trifft Dudamel mit wohltuend zurückgehaltener Gestik sehr gut – wenngleich es ihm wiederum nicht gelingt, die Streicher in den bewegteren Momenten vor dem Davonlaufen zu bewahren. Da müsste ein erfahrener Dirigent entschlossener entgegenwirken.

Arbeiten könnte Dudamel auch noch an seiner dynamischen Palette. Nicht nur einmal erscheinen in der Philharmonie Solisten der Holzbläser oder auch des Schlagzeugs statt im vorgeschriebenen Pianissimo in einem robusten Forte. Überhaupt bevorzugt Dudamel einen grellen, oftmals knalligen Gesamtklang, dessen Schärfe nicht zu jeder der komponierten Episoden passt.

Das hat Auswirkungen auf das bekenntnishafte Schlusstableau. Weniger geheimnisvoll als vielmehr handfest treten die vereinten Kräfte der beiden gastierenden spanischen Chöre, das Amateurensemble Orfeó Català und der Cor de Cambra del Palau de la Música Catalana, auf, während die beiden Solistinnen Chen Reiss (Sopran) und Tamara Mumford (Alt) zu uncharakteristischer, wenig beschwörender Hektik getrieben werden.

Dudamel führt weniger das Geschehen der Auferstehung selbst vor als vielmehr die im Diesseits unerfüllt bleibende Auferstehungssehnsucht Mahlers. Bei allen Einwänden muss man das als eigenständige Interpretation anerkennen. Wie gesagt: Dudamel ist noch dabei, sein Potenzial zu entdecken. 

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