Lehrerverband: "Zu viel Geld für die Schulen in Bayern verpufft"
München - Sie zeigt auf, wo Geld verpufft: Simone Fleischmann, Präsidentin des Bayerischen Lehrer-und Lehrerinnenverbands (BLLV), hat gerechnet: In Bayern bleiben jedes Jahr über 49.000 Schüler sitzen.
Von kleineren Klassen aber kann die Leistung profitieren. Bei nur wenigen Klassen-Wiederholungen könnte der Freistaat 443 Millionen Euro im Jahr einsparen. Zudem verlassen 49.000 Berufsschüler in Bayern die Berufsschule ohne Abschluss, was den Staat kostet. 609 Millionen Euro verpufften jährlich, weil immer mehr Lehrer vorzeitig in Pension gehen. "Die Lehrkräfte brennen aus. Viele überschreiten seit Jahren ihre persönliche Belastungsgrenze", sagt Simone Fleischmann.
Masterplan für bessere Bildung
Am Dienstag stellte sie ihren Masterplan vor, die Expertise "Zeit für Bildung - gerecht investieren". Die 220-Seiten-starke Fleißarbeit stößt wirkungsvolle Investitionen und Reformen in zehn zentralen Handlungsfeldern an: vom Thema "Ganztag" bis zum politischen Streitpunkt "wohnortsnahe Schule". Die BLLV-Chefin fordert als wichtigste Neuerungen das Zwei-Lehrer-Prinzip für große Klassen und eine Steigerung des Bildungsetats: "Für gute Bildung in Bayern braucht es 1,5 Milliarden Euro mehr pro Jahr".
Von der Politik erhofft Fleischmann so zu erreichen, dass zehn Jahre lang, pro Jahr 11.000 nötige neue Stellen in Kitas und Schulen in Bayern finanziert werden. Der vom BLLV errechnete Personalbedarf beinhaltet über 50 Prozent Lehrer, aber auch Erzieher, Sozialpädagogen, Logopäden oder beispielsweise Köche.
18,7 Milliarden Euro hat der Freistaat 2017 für Bildung ausgegeben. "Das ist viel Geld. Jeder dritte Euro wird in Bildung investiert, doch wo steckt er? Das Geld für die Schulen in Bayern verpufft", konstatiert Fleischmann unzufrieden.
Grundlegende Reformen müssten jetzt bei den kleinen Bayern ansetzen, nach dem Motto: "Was du in der Grundschule früh gut investierst, musst du nicht später teuer bezahlen".
Lehrer haben oft nicht genug Zeit
Die große BLLV-Expertise "Zeit für Bildung" zeigt pädagogischen Ideen und Lösungen, wie die Schule von morgen aussehen könnte. Auslöser für das Schriftstück war das Unbehagen der BLLV-Chefin über die "Sonntagsreden", die immer den Wunsch thematisierten jedes Kind in Bayern in seiner Individualität zu fördern. Im Schulalltag kapitulierten die Lehrer jedoch vor diesem Anspruch - aus Mangel an Zeit. Zu unterschiedlich seinen die Bedürfnisse und der Hintergrund von Schülern.
Die Schülerzahlen steigen. Bayern gibt je Einwohner 1.520 Euro für Bildung aus. Geld sei da, allerdings würden damit häufig die Versäumnisse der Schulpolitik finanziert, kritisiert Fleischmann. Der BLLV spricht für die Lehrer. Sie wollen einen Wandel an ihren Schulen. Fleischmann sagt: "Die Bildungsausgaben in Bayern müssen sich steigern. Wir können es uns leisten, jedes einzelne Kind zu fördern und zu unterstützen."
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