Für die Reichen und Glücklichen
Joel Frederiksen und das Phoenix Ensemble mit frühbarocken Liedern im Prinze
Die Stimme ist so sensationell wie der Interpret: Mühelos und ohne Registerbrüche steigt Joel Frederiksen von profunden Tiefen zu baritonaler Höhe hinauf. Die bisweilen nur angedeuteten Triller klingen sanft. Und auch auf rattenfängerische Effekte versteht sich der Bassist, wenn er am Ende des Titelsongs von Johann Kapsberger zu den Worten „O felice morire“ die Begleitung aussetzen lässt, als schlüge der Musik die letzte Stunde.
Mit dem Ensemble Phoenix interpretierte der Amerikaner Liebesleid und Liebesfreud’ aus dem italienischen Frühbarock, als die Musik die Fesseln der mehrstimmigen Tradition abstreifte. Über farbigen Bässen, abwechselnd oder gemeinsam von Reinhild Waldecks Harfe, Domen Marinics Viola da Gamba sowie dem aus den Barockaufführungen der Bayerischen Staatsoper bekannten Lautenisten Axel Wolf interpretiert, erhob sich die Stimme der die Seele bewegenden Leidenschaften.
Frederiksen, der mit angerauhter Höhe etwas indisponiert wirkte, begleitete sich selbst auf der Laute. Das Programm folgte weitgehend der neuen Platte. Dieser beliebte, aber nur bei Superstars zielführende Mitnahme-Effekt mag zum schütteren Besuch beigetragen haben. Ganz falsch war der Riecher der zu Hause Gebliebenen nicht: Lauten-Lieder sind elitäre Kammermusik für Glückliche auf einem Mittelplatz der ersten sechs Reihen. Aber die Zeiten sind seit Monteverdi & Co. demokatischer geworden. Man kann Frederiksen und seine trefflichen Musiker auf einer Silberscheibe nach Hause einladen.
Robert Braunmüller
Joel Frederiksens CD „O felice morire“ bei harmonia mundi
- Themen:
- Bayerische Staatsoper