Münchens Frischluftschneise soll bebaut werden
Die Grünen fürchten, dass durch Neubauten im Hachinger Tal Sommernächte im Osten der Stadt viel wärmer werden könnten.
München - Die Ackerflächen links und rechts der Autobahn A 8 sind Münchens wichtigste Frischluftschneise: Im Sommer gibt es im "Hachinger Tal" auch Erdbeeren zum selbst pflücken. Abends strömen südliche Winde von den Alpen bis nach Haidhausen hinein – und erfrischen die Stadt."
Doch die Gemeinde Neubiberg hat die Idee, westlich von der A8 ein Gewerbegebiet mit der Eigentümerfamilie von Finck (ihr gehört das Kapellenfeld nördlich von Infineon) auszuweisen – und eines östlich der Autobahn. Zudem überlegt die Stadt München, bis zu 1.500 Wohnungen zu bauen: Von Perlach aus entlang der Unterhachinger Straße.
"Engt nicht Münchens Luftröhre ein"
Die Grünen in Stadt und Land sind höchst alarmiert: "Engt nicht Münchens Luftröhre ein", drückt Armin Konetschny, grüner Bürgermeister-Kandidat in Unterhaching, die Forderung der Grünen plastisch aus.

Wichtig für die Klimaschützer ist: Kein Wald bremst hier im Süden die frische Luft, die so bis zum Ostfriedhof strömen kann. Der frühere grüne Münchner Umweltreferent Joachim Lorenz erklärt: "Es gibt ein Klimafunktionsstatus, im Internet einsehbar. Darin steht, dass durch das alpine Pumpen, wie der Luftaustausch genannt wird, die Temperaturabsenkung in warmen Nächten bis zu acht Grad betragen kann." Das gelte für Neuperlach, Ramersdorf und Haidhausen.
Auch niedrige Bebauung kann Luft abbremsen
"Es macht einen Unterschied, ob ich in einer Sommernacht 23 Grad habe oder 17 Grad", sagt der Münchner Paul Heger (30), Meteorologe und Grünen-Mitglied: "Auch eine niedrige Bebauung hat Einfluss auf den Schwung der Luft und kann sie abbremsen. Das ist gesundheitsrelevant."
Christian Hierneis, Vorsitzender vom Bund Naturschutz, wehrt sich gegen die Theorie, je enger der Luftkanal, desto stärker der Luftzug: "Es gibt keinen Düseneffekt. Als Umweltschützer bin ich für den Erhalt der Grünfläche und für einen Stopp der Vorplanungen", sagt er kämpferisch.
OB-Kandidatin Katrin Habenschaden: Lebensqualität geht flöten
Selbst wenn nur eine Fläche von grob 400 mal 400 Metern westlich und zwei Streifen östlich der Autobahn bebaut würden, geht für die Münchner grüne OB-Kandidatin Katrin Habenschaden Lebensqualität flöten: "Wenn bauen, dann zuerst die versiegelten Flächen anschauen und nicht auf die grüne Wiese schielen."

Auch Landrat Christoph Göbel von der CSU sieht die Bedeutung des Bioklimas: "Eine Einengung der Grün- und Erholungsflächenfunktion, wie sie im Regionalplan geschützt ist, sehe ich an ohnehin schon sehr dicht versiegelten Stellen im Stadt-Umlandbereich persönlich kritisch." Neubibergs Bürgermeisters will beschwichtigen: "Das sind keine Planungen, das sind Gedankenspiele", sagt Günter Heyland (Freie Wähler): "Die Grünen veranstalten einen Sturm im Wasserglas."
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