1924 - Die Nationalmannschaft spricht Fränkisch
Nürnberg/Fürth - Dass eine deutsche Fußballnationalmannschaft aus den Blöcken einiger Vereine aufgestellt wird, gab es in der Historie des DFB immer wieder. In den 1970ern bildeten Bayern- und Gladbach-Spieler das Gerüst der DFB-Elf, heute sind neben den Kickern des FCB Spieler von Borussia Dortmund der Rumpf der Mannschaft von Bundestrainer Jogi Löw.
Dass aber die gesamte Nationalelf nur aus Spielern zweier Vereine besteht, ist heutzutage unvorstellbar. So geschehen in den Zwanziger Jahen des letzten Jahrhunderts. Der Club und die SpVgg Fürth dominieren zu dieser Zeit den deutschen Fußball. Folge: Zum Freundschaftsspiel am 21. April 1924 zwischen der holländischen und deutschen Nationalmannschaft in Amsterdam machen sich fünf Nürnberger und sechs Fürther Spieler auf den Weg Richtung Holland (Auswechselspieler gab es damals nicht).
Kurios: Die Rivalität zwischen den fränkischen Vereinen ist so groß, dass die beiden Mannschafts-Blöcke zwar im gleichen Zug nach Amsterdam reisen, allerdings in getrennten Waggons - die Fürther im vorderen Part des Zuges, die FCN-Kicker in den hinteren Abteilen.
Der Grund für die große Abneigung der beiden Vereine lag nur acht Tage zurück. Am 13. April 1924 fand in Zabo das 76. Derby zwischen dem 1. FC Nürnberg und der SpVgg Fürth statt. Das Spiel im Rahmen der Süddeutschen Meisterschaft endete zwar nur 0:0, beinhaltete aber auf beiden Seiten eine mehr als rustikale Gangart. Der Club verlor an diesem Nachmittag zwei Spieler wegen Roter Karten, sicherte sich aber letztlich den Titel in der Süddeutschen Meisterschaft - und den Unmut der Sportskameraden aus der Kleeblattstadt.
Eine Woche später der Tripp nach Holland. Die Anreise getrennt, gewonnen wurde aber gemeinsam. Durch ein Tor des Fürthers Karl Auer siegte der DFB im besagten April 1924 mit 1:0. Der erste Erfog einer deutschen Fußballnationalmannschaft überhaupt in Holland.
Die Fürther feierten nach Abpfiff ihren Tor-Helden Auer noch im Stadion, während die fünf FCN-Spieler sofort wieder in der Kabine verschwanden.
"Gemeinsam getrennt" ging's danach mit dem Zug wieder Richtung Franken.