Zwei mutige Nürnberger verhindern Raubüberfall

Das Opfer Elisabeth Knispel (81), eine ehemalige Jugendgerichtshelferin, wurde bei der Attacke schwer verletzt – ihre Helfer Leszek Januszyk (49) und Robert Brey (43) erhielten jetzt einen Preis für Zivilcourage.
NÜRNBERG Kein Groll, kein Hass, dafür gute Wünsche für einen Straftäter: „Ich möchte hoffen, dass der junge Mensch auf den rechten Weg findet, damit er auf der Welt bestehen kann.“ Diese Worte richtete die ehemalige Jugendgerichtshelferin Elisabeth Knispel (81) gestern an den Menschen, der sie schwerst verletzt hat – weil er ihr ihre Handtasche rauben wollte. Danach schüttelte sie den Männern die Hände, die, ohne zu zögern, nach dem Überfall sofort geholfen hatten.
Leszek Januszyk (49) hörte nur einen Knall, dann sah er am 31. März um 19.30 Uhr, wie jemand auf dem gegenüberliegenden Gehsteig der Äußeren Bayreuther Straße lag – und einen Jungen, der wegrannte. Der Kraftfahrer überlegte nicht lange, spurtete über die vierspurige Straße. Schnell hatte er den erst 14 Jahren alten Täter eingeholt und hielt ihn fest, bis die Polizei kam. Derweil kümmerte sich Robert Brey (43) um die Schwerverletzte. Er war zufällig auf dem Weg zum Aikido-Training mit dem Auto vorbeigefahren. „Ich hab überlegt, ob ich helfen oder verfolgen soll. Und hab mich dann für die Frau entschieden.“
"Täter zu verfolgen ist nicht selbstverständlich“, lobte der Polizeipräsident
Die Hand von Elisabeth Knispel war zweimal gebrochen, sie hatte eine Einblutung im Gehirn und einen dreifachen Trümmerbruch im Gesicht. „Lassen Sie meine Handtasche los“, das waren die letzten Worte, an die sich Elisabeth Knispel an diesem Tag erinnern kann. Erst nach mehreren Tagen erwachte sie im Krankenhaus aus dem Koma. Noch heute kann sie durch eine Folgeverletzung am Auge kaum sehen.
Ohne die spontane Hilfe der beiden Zeugen hätte es die Polizei schwer gehabt, den jungen Täter zu fassen. „Wir sind auf solche Menschen angewiesen. Täter zu verfolgen ist nicht selbstverständlich“, bedankte sich Polizeipräsident Gerhard Hauptmannl für den mutigen Einsatz. Als Geschenk bekamen Leszek Januszyk und Robert Brey einen Buchgutschein, der flotte Sprinter wurde zusätzlich mit dem mit 250 Euro dotierten „Lions-Preis für Zivilcourage“ ausgezeichnet.
Elisabeth Knispel verfolgte gespannt die Ehrungen, bedankte sich bei allen, die sie auch nach dem Überfall umsorgt hatten: „Ich brauchte nicht mal zu bitten.“ Eins bedauerte sie aber ganz besonders: „Leider kann ich Sie alle nicht sehen, ich erkenne im Moment alles nur schemenhaft. Hoffentlich wird dem jungen Mann bewusst, was er angerichtet hat.“ Andrea Uhrig