Zugspitzdrama: Das letzte Lebenszeichen

Seit dem 27. Dezember sind zwei Männer im Zugspitzgebiet verschollen. Die Polizei hat den Weg der beiden Alpinisten bis zum Morgen des 28. Dezember rekonstruiert. Um 08.35 Uhr ging das letzte Lebenszeichen ein.
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Die Zugspitze ist 2962 Meter hoch
dpa Die Zugspitze ist 2962 Meter hoch

GARMISCH-PARTENKIRCHEN - Seit dem 27. Dezember sind zwei Männer im Zugspitzgebiet verschollen. Die Polizei hat den Weg der beiden Alpinisten bis zum Morgen des 28. Dezember rekonstruiert. Um 08.35 Uhr ging das letzte Lebenszeichen ein.

Über zehn Zentimeter Neuschnee sind in der Nacht gefallen, der Wind peitscht mit 111 Kilometern pro Stunde über den Berg. Ein falscher Schritt und selbst erfahrene Bergsteiger stürzen bei diesem Wetter auf dem Jubiläumsgrat in den Tod – so wohl auch zwei Bergsteiger aus Ravensburg und Wangen im Allgäu.

Die 31 und 42 Jahre alten Männer werden auf dem Grat, der von der Zug- zur Alpspitze führt, seit einer Woche vermisst. Ihre Leichen werden im Nordteil vermutet – dort, wo der Weg nur 50 Zentimeter breit ist. „Der Neuschnee hat den Weg sehr rutschig gemacht “, sagt Manfred Kristen, Leiter der Bergwetterwarte auf der Zugspitze. Hier seien schon Familienväter und Bergführer abgestürzt. „Wer da rüber geht, muss wissen, was das Wetter bringt.“ Viele Bergsteiger stoppen deshalb vorher bei ihm und erkundigen sich nach der Wetterlage. „Dass es stürmt, war aber vorhergesagt“, sagt der Meteorologe. „Die beiden Vermissten waren aber nicht hier.“

Ein fataler Fehler: Am 27. Dezember fahren die Männer mit der Seilbahn auf die Zugspitze und steigen in den Jubiläumsgrat ein. 800 Höhenmeter müssen sie insgesamt auf der zweitägigen Tour zurücklegen – nicht viel, doch der Grat ist eisig und teilweise sehr schmal.

Am ersten Tag legen die Männer bei leichtem Schneefall gut die Hälfte des Weges zurück. Bereits am Vormittag überqueren sie das erste Wegdrittel bis zur Inneren Höllentalspitze – der anspruchsvollste Teil der Tour. Obwohl es schneit, kommen die Männer zügig voran. Am Mittag lassen sie den einzigen Abstieg über den Brunntalgrat-Steig hinter sich.

Am Nachmittag erreichen sie die Biwakschachtel, eine Schutzhütte, die ihnen Unterschlupf für die Nacht bietet. Per Handy ruft einer der Männer seine Freundin in Baden-Württemberg an – es wird der letzte Kontakt sein, den die Männer mit ihrer Heimat haben. In das Besucherbuch der Hütte tragen sich die zwei noch ein: Sieben Stunden seien sie abgestiegen, steht da. Am nächsten Morgen geht es weiter Richtung Alpspitze.

Am 28. Dezember fegt ein eisiger Wind über die Berge. Auf 2684 Metern Höhe zwischen der Hütte und der Vollkarspitze hat es Minus 16 Grad. Es ist 8.35 Uhr. Ein letztes Mal schalten die Männer ihr Handy ein. Das Funksignal wird geortet. Danach gibt es laut Polizei Rosenheim „keine feststellbaren Spuren mehr“. Am 29. Dezember meldet sich die Freundin der Bergsteiger bei der Polizei: Der versprochene Anruf sei ausgeblieben. Auf dem Parkplatz der Zugspitzbahn entdecken Beamte das Auto der Bergsteiger. Die Männer müssen auf dem Grat sein. Die Polizei startet eine Suchaktion.

Helikopter suchen den Grat bis zu Alpspitze ab. Hier hätten die Männer nach ihrer zweitägigen Tour am Nachmittag eintreffen sollen. Auch der Garmischer Bergführer Peter A. sucht nach ihnen, doch die Neuschneedecke ist dicht und die Sicht schlecht. Peter A. findet die Notizen im Gästebuch – die Bergsteiger bleiben verschollen.

Nach vier Tagen wird die Suche nach den Männern wegen schlechten Wetters unterbrochen. Sturm und Schnee haben jede Spur verwischt, die beiden Männer dürften unter den Schneemassen begraben liegen. Am Sonntag schließlich wird die Suche eingestellt: „Die Wahrscheinlichkeit, die beiden lebend finden zu können, tendiert gegen Null“, sagte ein Sprecher der Polizei in Rosenheim. „Wir haben alles Menschenmögliche gemacht. Es gibt keine neuen Anhaltspunkte. Wir wissen nicht, wo wir noch suchen sollen. “

Anne Kathrin Koophamel

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