Zoff um Miete – Werden 75 Senioren obdachlos?

Das Käthe-Hirschmann-Heim in Langwasser wird Ende Februar 2009 geschlossen. Die Betreiber und die Vermieter streiten sich um 78 Cent pro Quadratmeter, und 75 alte Menschen sitzen womöglich bald auf der Straße.
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Für die großzügigen Flächen wie hier im Gang gibt es keine Zuschüsse.
Berny Meyer 2 Für die großzügigen Flächen wie hier im Gang gibt es keine Zuschüsse.
Das Käthe-Hirschmann-Heim in Langwasser: 95 Senioren können hier betreut werden. Derzeit sind es noch 75. Sie wissen nicht, wie es nach der Kündigung weitergehen soll.
Berny Meyer 2 Das Käthe-Hirschmann-Heim in Langwasser: 95 Senioren können hier betreut werden. Derzeit sind es noch 75. Sie wissen nicht, wie es nach der Kündigung weitergehen soll.

Das Käthe-Hirschmann-Heim in Langwasser wird Ende Februar 2009 geschlossen. Die Betreiber und die Vermieter streiten sich um 78 Cent pro Quadratmeter, und 75 alte Menschen sitzen womöglich bald auf der Straße.

NÜRNBERG 75 alte Menschen leben derzeit noch im Käthe-Hirschmann-Heim in Langwasser. Viele sind geistig verwirrt und haben hier eine neue Heimat gefunden. Doch damit ist es bald vorbei. Das Pflegeheim, das 1996 mit Blick auf den Langwassersee eröffnet wurde, soll am 29.Februar 2009 geschlossen werden. Viele Senioren und ihre Angehörigen fürchten jetzt, dass die Heimbewohner bald auf der Straße sitzen werden. Und das, weil sich der Altenheimbetreiber, die christliche Arbeitsgemeinschaft CAG, und der Hausbesitzer, die städtischen Wohnungsbaugesellschaft Wbg, um 78 Cent Miete pro Quadratmeter streiten!

Eigentlich nicht die Welt. Doch bei einer Fläche von 5000 Quadratmeter summiert sich das zu einem Wert, der das Haus unwirtschaftlich werden lässt. Wenigstens aus der Sicht der CAG. „Denn wir bekommen von den Kassen nur 3000 Quadratmeter refinanziert“, sagt CAG-Geschäftsführer Florian Schoenauer. Grund: „Das Heim verfügt über große Allgemeinflächen, für die es keine Zuschüsse gibt.“ Das sind zum Beispiel großzügige Gänge, Treppenhäuser und Therapieräume. Der Speisesaal fasst 200 Plätze – bei einer Maximalbesetzung von 95 Senioren. Die Küche ist auf 1500 Mahlzeiten pro Tag ausgelegt. Zu groß, auch wenn die CAG hier alle Mahlzeiten für ihre insgesamt vier Seniorenheime kocht.

Die Wbg machte keine Zugeständnisse

Als das Haus eröffnet wurde, war geplant, dass die Bewohner der angrenzenden 250 betreuten Wohnungen ebenfalls hier essen. Fehlanzeige. „Es kommen vielleicht 15“, so Schoenauer. „Wir müssten die Miete um 200 Euro im Monat erhöhen, sonst können wir unseren Standard nicht halten. Aber dann sind wir im Vergleich zu anderen Heimen in Nürnberg zu teuer. Da wir aber weder bei der Pflege, dem Essen oder der Reinigung sparen wollen, mussten wir kündigen.“ Zumal die Wbg keine Zugeständnisse machte.

„Wir mussten die Miete jetzt anpassen“, so Dieter Barth von der Wbg. Schon in der Vergangenheit wurde sie immer wieder gesenkt. Jährlich erließ die Wbg 22000 Euro, die der gemeinnützigen CAG als Spende zukamen. Barth rechnet vor: „Das eingesetzte Kapital der Wbg, 8 Millionen Euro, wird derzeit mit 116 Euro im Jahr verzinst. Das entspricht 0,0014 Prozent.“ Zu wenig. Deshalb sei die Mieterhöhung unabwendbar. „Aber wir wollen nicht, dass das Heim geschlossen wird. Wir verhandeln derzeit mit möglichen Trägern.“ Wer die sind, sei noch geheim. „Aber ich bin Optimist, dass wir bald einen Betreiber gefunden haben.“

Der möchte allerdings das komplette Heim übernehmen – mit Senioren und Mitarbeitern. Doch da macht die CAG nicht mit. Die 50 Mitarbeiter möchten nicht zu einem noch unbekannten Arbeitgeber wechseln. Und auch viele Senioren würden lieber in andere Heime der CAG oder in Langwasser umziehen. Wenn dort Platz ist. Ihre Zukunft bleibt ungewiss. M. Reiner

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