Yvonnes letzter Kampf

Tierfreunde wollen die Kuh nach Gut Aiderbichl bringen. Doch das Tier wehrt sich nach Leibeskräften gegen seine Retter.
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Die fliegende Kuh: Yvonne wehrt sich so stark, dass sie zeitweise von der Koppel abhebt. Die Cowboys bringen sich in Sicherheit vor dem wilden Tier.
dapd Die fliegende Kuh: Yvonne wehrt sich so stark, dass sie zeitweise von der Koppel abhebt. Die Cowboys bringen sich in Sicherheit vor dem wilden Tier.

Tierfreunde wollen die lange flüchtige Kuh auf den Gnadenhof von Gut Aiderbichl bringen. Doch das Tier wehrt sich nach Leibeskräften gegen seine Retter

DEGGENDORF/MÜHLDORF Endstation Gnadenhof – aus Sicht von Kuh Yvonne hat sich ihre wochenlange Flucht in den Wald in jeder Hinsicht gelohnt. Auf dem Weg zum Schlachter büxte sie im Mai aus, verlebte viele Wochen in Freiheit und mit Futter satt im Wald – und landete am Ende auf einem Gnadenhof, wo sie mit engsten Verwandten alt werden kann.

„Es könnte gar nicht besser gehen”, sagt Aiderbichl-Verwalter Hans Wintersteller denn auch, als die langgesuchte Kuh mit ihrem Sohn Friesi in der eigens eingerichteten Box friedlich fraß.
Nach fast hundert Tagen auf der Flucht ist die berühmt gewordene Kuh am Freitag auf Gut Aiderbichl in Niederbayern angekommen. Die Aufregung war vermutlich bei allen anderen größer als bei ihr selbst.

„Wir haben eine ganz große Überraschung für Yvonne”, sagt etwa Aiderbichl-Gründer Michael Aufhauser, der das Eintreffen „der intelligentesten Kuh der Welt” auf seinem Gut am Morgen kaum abwarten konnte: „Ihren totgeglaubten Sohn Friesi”. An ihm hänge Yvonne besonders, hatte er vom Ex-Besitzer erfahren. Ob eine Kuh überhaupt dazu in der Lage ist, jemanden für tot zu halten oder an einem ihrer Kälber besonders zu hängen, ist dabei nebensächlich.

Am frühen Morgen war Yvonne im oberbayerischen Ampfing (Landkreis Mühldorf am Inn) unter dramatisch wirkenden Umständen mit einer Injektion per Blasrohr ruhiggestellt, eingefangen und in einen Tiertransporter verladen worden. Hier hatte sie ihren Sommer im Wald beendet und war zu ihren Artgenossen – vier weidenden Kälbern – zurückgekehrt. Die „Kuh, die ein Reh sein will” hatte offenbar genug von Rehen und trottete zur nächsten Kuhweide.

Das Schicksal des aus Österreich stammenden Rindes Yvonne hatte wochenlang selbst im Ausland für Schlagzeilen gesorgt (siehe auch Pressestimmen). Was wurde nicht alles versucht, um die Flüchtige aus ihrem selbst gewählten Exil zu locken: Waltraut wurde im Wald angebunden, ein Ochse sollte locken, ein Hubschrauber überflog den Wald mehrfach und -zig Kuh-verrückte Helfer waren bei der Suche tagelang zu Fuß unterwegs. Doch die Kuh trickste alle aus.

Zeichen von Schwäche zeigte sie nach den fast 100 Tagen Flucht nicht, im Gegenteil. „Das war kein Yvonnchen, sondern Yvonne, die Kampfkuh”, sagt Professor Henning Wiesner, Ex-Hellabrunn-Chef, der Yvonne betäubte. Aus seiner Sicht ist die Kuh kerngesund. Und wenn sie das bleibt, kann sie noch rund 30 Jahre auf Gut Aiderbichl leben.

Nur nochmaliges Mutterglück wird ihr auf dem Gnadenhof verwehrt, „weil alle unsere Stiere kastriert sind”, sagt Michael Aufhauser. Aber wer weiß, vielleicht entschließt sich die Freiheitsliebende ja noch einmal zur Flucht.

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