"Wunhenge": Ein Steinkreis für Oberfranken?
Wunsiedel - Eine ganzjährige Attraktion muss her, findet Wunsiedels Bürgermeister Nicolas Lahovnik (CSU). Deswegen plant die oberfränkische Kreisstadt nun einen Steinkreis nach dem Vorbild des weltberühmten Stonehenge in England. Kürzlich hat der dortige Stadtrat beschlossen, dass "Wunhenge" gebaut werden soll. Aber warum?
Steinkreis in Wunsiedel soll Touristen anlocken
Ganz klar: Es geht um Touristen, daraus macht der 31-jährige Bürgermeister gar kein Geheimnis. Zwar hätte Wunsiedel mit den Luisenburgfestspielen, dem Felsenlabyrinth und dem Fichtelgebirgsmuseum schon viele Anziehungspunkte, doch um etwa einem großen Hotel den Standort schmackhaft zu machen, braucht es mehr, meint Lahovnik in einer Mitteilung der Stadt. Deswegen soll die ortsansässige Firma Hammerschmidt nun original- und maßstabsgetreu den berühmten britischen Steinkreis nachbauen. Eine Verbindung, einen historischen Hintergrund, der dem Vorhaben einen tieferen Sinn verleiht, gibt es nicht. Lahovnik sagt dazu am Freitag zur AZ: "Nicht jede Freizeiteinrichtung braucht immer einen hochtrabenden Bezug zu ihrem Ort."
Der Bürgermeister führt weiter aus: "Manchmal wollen Familien auch einfach nur einmal einen schönen Ausflug machen und Spaß haben. Dass das Unternehmen KaGo & Hammerschmidt GmbH ausgerechnet Stonehenge nachbauen möchte und nicht etwa das Berliner Schloss, ist eine unternehmerische Entscheidung, die sicher wohldurchdacht ist: Das Unternehmen verspricht sich für das Monument ein großes Interesse potenzieller Besucher."
Unterschied zum englischen Original: Beton statt Stein
Angst, dass die beschauliche Ruhe, für die das Fichtelgebirge bislang eher geschätzt und bekannt war, verloren geht, hat der Bürgermeister nicht. Man rechne mit 120.000 Besuchern im Jahr, das sei "sehr gut verkraftbar", sagte der CSU-Politiker der "SZ". Allerdings gibt es dann doch einen Unterschied zum Original: Der Kreis mit bis zu sechseinhalb Meter hohen Steinen wird aus Beton nachgebaut. "In Granit wäre ein Steinkreis mit diesen Dimensionen nicht wirtschaftlich darstellbar", sagt Kai Hammerschmidt von der gleichnamigen Firma. "Weder optisch noch haptisch wird man nach dem Finishing einen Unterschied zum Original feststellen können."
"Wunhenge" soll ein Veranstaltungsort werden
Das Unternehmen möchte laut Lahovnik bis zu fünf Millionen Euro in "Wunhenge", zu dem neben dem Steinkreis auch ein Besucherzentrum, Gastronomie und ein Spielplatz gehören soll, investieren. Entstehen soll "Wunhenge" mit dem Originaldurchmesser von 35 Metern auf dem Katharinenberg, wo bislang schon jedes Jahr das Mittelalterfest "Collis Clamat" stattfindet. Die Stadt Wunsiedel wird die dafür benötigte Fläche "zu einem angemessenen Preis bereitstellen", so Lahovnik zur A.
Der Bürgermeister sprudelt nur so vor Ideen: "Man stelle sich nur den Zauber einer ‚Carmina Burana' im Steinkreis vor. Denkbar ist auch eine Kooperation mit dem benachbarten Greifvogelpark, etwa mit Flugvorführungen." Man könne außerdem zeigen, wie sich Steinbearbeitung in Europa in den vergangenen Jahrtausenden entwickelt hat. Die Planung soll dieses Jahr noch abgeschlossen und dann mit dem Bau begonnen werden, sagt der CSU-Politiker der AZ.
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