Wunderbare Freundschaft

NÜRNBERG - Wende nach dem Aus: Das Casablanca-Kino in der Südstadt wagt nun doch einen Neuanfang.
Totgesagte leben länger: Nach dem vor Wochenfrist verkündeten Ende des Casablanca und Wiederauferstehungsgerüchten scheint nun ein Weiterbetrieb des Südtstadtkinos möglich. Auf der Versammlung der Interessengemeinschaft „IG Casa“ in der überfüllten Vorderhaus-Creperie wurde Optimismus verbreitet: Helfried Gröbe, einer der Initiatoren, verkündete die Vereinsgründung und Tina Geißinger gab die Parole aus: „Yes we still can“.
Zwar hat Kino-Mogul Wolfram Weber (CineCittà) mittlerweile die Stühle und einen Großteil der Technik ausbauen und verkaufen lassen. Doch überlässt er den Kassentresen den neuen Nutzern; auch die Jugendstilbar mit ihrem unverwechselbarem Charme bleibt erhalten.
So lässt sich das Kult-Flair retten und zugleich die technische Ausstattung verbessern. Aber Geißinger weiß auch: „Wir müssen viel lernen.“ Knackpunkt dürfte das Filmverleihgeschäft sein. Denn die großen Händler wollen mit ihren Kopien Geld verdienen, geben sie deshalb lieber Großkunden als kleinen Programmkinos. Immerhin: „Wenn wir wollen, haben wir am 2. Mai unseren ersten Film“, berichtet Geißinger von ihren Verhandlungen.
Auch eine Digitalisierung im großen Saal ist geplant, mit vergleichsweise primitiven Mitteln: Ein Computer und ein guter Beamer sollen dafür sorgen, dass das Casablanca nicht nur von kostenaufwändigen Zelluloid-Kopien abhängig ist. Zumindest die Tontechnik wird besser sein als bisher.
Als nächste Schritte sind eine erste Mitgliederversammlung des Vereins und Renovierungen geplant. Der obere Kinosaal soll so schnell wie möglich wieder bespielbar gemacht werden — mit der Hilfe aller, die Lust auf handwerkliche Arbeit haben. Auch die Verhandlungen mit der Hausgemeinschaft, möglichen Kooperationspartnern und die Suche nach geeigneten Kneipen-Betreibern sollen nun richtig starten.
Immerhin: Finanziell steht das Unternehmen besser da als vor den Verhandlungen mit Wolfram Weber. Knapp 10.000 Euro Spendengelder sind zusammengekommen, die nun direkt in die kreative Arbeit fließen können. Wie auch die anonyme Großspende, über deren Höhe die IG-Leute schweigen.
Und wenn es über alle organisatorische Fragen hinaus gelingt, die Leidenschaft derer zu erhalten, die im Anschluss an die Lageschilderung teils heftig diskutierten, könnte das neue Casablanca tatsächlich der Beginn einer wunderbaren Freundschaft in der Südstadt sein.Georg Kasch