Wunder-OP rettete ihr kleines Herz!

Medizin-Sensation in Erlangen: Der zwei Wochen alte Säugling hatte einen angeborenen Defekt. Das neue Verfahren wurde weltweit erstmals angewandt
von  Andrea Uhrig
Ein Bild aus der OP-Kamera: Nur drei Zentimeter groß ist Franziskas Herz. Die Ärzte sahen es beim Eingriff in 3,5facher Vergrößerung.
Ein Bild aus der OP-Kamera: Nur drei Zentimeter groß ist Franziskas Herz. Die Ärzte sahen es beim Eingriff in 3,5facher Vergrößerung. © Uni-Klinik Erlangen

ERLANGEN Ein herzhaftes Gähnen, dann schlummert Franziska friedlich in ihrem Wagen ein. Glücklich lächeln Stefan und Eva-Maria R. ihr einziges Kind an. Dass es lebt, ist ein großes Wunder: Noch vor zwei Wochen war ihr Baby dem Tod näher als dem Leben. Der Erlanger Kinderherz-Chirurg Robert Cesnjevar hat Franziska mit einem weltweit erstmals praktizierten Operationsverfahren gerettet!

Als scheinbar gesundes Baby hatten Stefan und Eva-Maria R. Franziska Mitte März aus der Klinik mit nach Hause genommen. Niemand ahnte, dass ihr kleines Herz todkrank war. Als sie eine Woche alt war, machte sie plötzlich alle halbe Stunde in die Windel. Die Eltern dachten an Blähungen, die Hebamme schickte das Paar zum Kinderarzt. Der erkannte sofort die Gefahr. Als Franziska in die Erlanger Uni-Klinik kam, musste sie bereits beatmet werden, ihr Kreislauf war zusammengebrochen.

Franziska hatte einen seltenen, schweren Herzfehler

Kinderherz-Chirurg Robert Cesnjevar stellte ein „hypoplastisches Linksherzsyndrom“ fest, die linke Herzkammer und die herznahe Hauptschlagader waren nur verkümmert angelegt. Ein seltener, aber schwerer Herzfehler. „Ohne Behandlung führt er unweigerlich zum Tod“, erklärt der Mediziner. Doch selbst bei der bisherigen OP-Methode starb noch jedes 3. Kind. „Wir waren wie im Schock“, erinnern sich die Eltern an die Zeit nach der Diagnose.

Doch Cesnjevar machte ihnen Hoffnung: Jahrelang hatte er an einer Methode getüftelt, um solche Herzkinder zu retten. Heraus kam das von ihm erfundene und „Merlin“ genannte Verfahren. Statt einer aufwändigen Rekonstruktion des Aortenbogens wird das Blut aus der Lungenarterie direkt mit der Körperschlagader verbunden. Die Durchblutung wird über ein Ventil reguliert. „Das Verfahren bedeutet eine geringere Belastung, da die Operation am schlagenden Herzen ausgeführt wird“, erklärt der Arzt. Das Wichtigste: Es gibt keine Schnitte oder Nähte am Herzmuskel, die später durch Vernarbungen gefährlich werden können.

Der Eingriff dauerte sechs Stunden

Aber: Bislang war alles Theorie und noch nie ausprobiert worden, noch nicht mal an einem Tier. 48 Stunden hatten Stefan und Eva-Maria R. Zeit, um sich zu überlegen, ob sie das Schicksal ihres Kindes in die Hände von Robert Cesnjevar legen. Sie entschieden sich dafür. Sechs Stunden dauerte der Eingriff. Zwei Wochen ist das her.

Franziska ist über den Berg. Nach zwei weiteren Operationen in den nächsten drei Jahren wird sie ein ganz normales Leben führen. Nur eine Narbe auf der Brust wird ihre Eltern dann noch an die wohl schlimmsten Wochen ihres Lebens erinnern.

 

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