Wollten Skinheads 42 Menschen töten?

4 Jugendliche legten Feuer in Ausländer-Heim und verwüsteten jüdischen Friedhof. Nach dem Brandanschlag auf eine Ausländerunterkunft in Bad Windsheim zerstörten die vier Skinheads (damals 16 bis 18 Jahre alt) auch Grabsteine auf dem jüdischen Friedhof von Diespeck.
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Eine Spur der Verwüstung: Der jüdischen Friedhof von Diespeck.
dpa Eine Spur der Verwüstung: Der jüdischen Friedhof von Diespeck.

4 Jugendliche legten Feuer in Ausländer-Heim und verwüsteten jüdischen Friedhof. Nach dem Brandanschlag auf eine Ausländerunterkunft in Bad Windsheim zerstörten die vier Skinheads (damals 16 bis 18 Jahre alt) auch Grabsteine auf dem jüdischen Friedhof von Diespeck.

NÜRNBERG Der Eine konnte nicht einmal seine letzte Privatadresse nennen, der Andere hatte Probleme beim Schildern seines Lebenslaufs: Es sind nicht die hellsten Franken, die sich seit gestern wegen schwerwiegender Vorwürfe – Mordversuch in 42 Fällen mit versuchter schwerer Brandstiftung in Bad Windsheim und Verwüstung des jüdischen Friedhofs von Diespeck – vor der Nürnberger Jugendkammer verantworten müssen. Der Prozess findet wegen ihres Alters unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt.

Die drei Jungs (jetzt 17 bis 19) und ein Mädchen (19) warfen laut Anklage fünf Molotow-Cocktails auf zwei von Ausländern bewohnte Gebäude in Bad Windsheim. 42 Menschen waren am Morgen des 2. Oktober 2006 vom Tod bedroht. Zu ihrem Glück waren die Brandsätze so dilettantisch gebastelt, dass drei nicht losgingen und zwei nach kurzem Auflodern erloschen.

Wollten niemand verletzen.

„Wir haben die Brandsätze extra so geworfen, dass sie keinen Schaden anrichten“, erklärten die Angeklagten gestern vor Gericht. Auf keinen Fall hätten sie die Bewohner töten wollen, sie seien auch nicht ausländerfeindlich.

Die Staatsanwaltschaft ist anderer Meinung: Die Jugendlichen – Heim- oder Scheidungskinder, Sonderschüler und Schulschwänzer – fielen vorher schon als Skinheads mit rechter Gesinnung auf. Sowie als Diebe, Schläger und als Vandalen.

Motiv Rassismus.

Aus Rassismus soll das Quartett vier Monate nach dem Brandanschlag den jüdischen Friedhof von Diespeck – 25 Kilometer von Bad Windsheim entfernt – geschändet haben. 63 Grab- und elf Gedenksteine, manche 150 Jahre alt, wurden zerstört. Die Polizei kam dem Quartett auf die Spur, weil einige von ihnen mit der Verwüstung prahlten. Und im Verhör fast stolz einräumten: „Das mit dem Brandanschlag waren wir auch.“

Einem der Täter (18) wird noch ein dritter Anschlag vorgeworfen: Laut Anklage durchtrennte er die Bremsschläuche am Pkw seines Stiefvaters um einen tödlichen Unfall auszulösen. Der Mann bemerkte jedoch die Manipulation noch rechtzeitig. cis

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