Wohnungs-Drama um alleinerziehende Mutter
Erlangen: Fünfköpfige Familie mit schwer behindertem Kind braucht eine neue Bleibe.
ERLANGEN Vier Kinder hat Sabine Schmidt (40) aus Erlangen: Dennis (15), Paulina (10), Jakob (5) und Emilie (3). Sie erzieht das Quartett alleine. Wie alle Mütter fürchtet sie sich vor dem späteren Auszug der „Kleinen“, wie alle Mütter sehnt sie ihn sich herbei. Eines ihrer Kinder wird ihr bleiben, so lange es geht, so lange sie für dieses Kind da sein kann: Emilie. Das Mädchen kann nicht laufen, nicht sprechen, nicht essen. Es leidet unter epileptischen Anfällen, ihm stehen noch weitere Operationen bevor. Emilie fährt entweder in einem Spezialwagen oder sie muss getragen werden. Und das ist der Punkt, der Sabine Schmidts Leben tatsächlich schwer macht. Die fünfköpfige Familie wohnt im dritten Stock eines Hauses im Stadtteil Sieglitzhof. „Ich brauche dringend eine neue Wohnung. Mein Körper macht das nicht mehr lange mit.“
Nur durch Mutter Sabine und deren fast übermenschliche Kraft hat Emilie ein schönes, weil sehr umsorgtes und liebevolles Leben. Bei Erzählungen der Mutter steht nie die Behinderung im Vordergrund, sondern das, was sie kann: „Emilie liebt es, Geschichten vorgelesen zu bekommen und Krach zu machen. Sie hört und sieht sehr gut, sie ist geistig sehr weit. Was es ihr natürlich sehr schwer macht: Wenn ihr Bruder in der Spielzeugkiste wühlt, will sie das auch.“ Doch eben das ist unmöglich. Emilies Körper ist wie der einer Schlenkerpuppe, eine Stütze hält im Sitzen den Kopf aufrecht. „Emilie versteht, dass sie nicht mithalten kann – dann weint sie viel.“
„Ich muss doch noch 20 Jahre funktionieren"
Ob zur Therapie oder in den heilpädagogischen Kindergarten, ob zum Einkaufen oder zum Arzt: Wenn Sabine Schmidt die Wohnung verlässt, muss Emilie mitkommen – sie hat keinen, der auf das Kind aufpassen könnte.
Bis Emilie im Auto sitzt, hat Sabine Schmidt Schwerstarbeit geleistet: Erst muss der schwere Spezialstuhl 65 Stufen nach unten. Und dann Emilie, wieder 65 Stufen. Treppauf, treppab, einen Aufzug gibt es nicht. „Emilie wiegt jetzt zwölf Kilogramm, das geht gerade noch. Doch sie wird schwerer – und ich werde älter.“
Dringend sucht sie eine ebenerdige Wohnung. „Ich möchte so lange wie möglich fit für meine Tochter sein.“ Der Gedanke daran, dass das Kind sie überleben wird und sein Wohl von einer hoffentlich guten Einrichtung abhängt, ist unerträglich für die 40-Jährige. „Für Emilie wäre ich gerne zehn Jahre jünger.“
In Sieglitzhof möchte sie am liebsten bleiben, hier sind die Wege zwischen Kindergarten, Therapieplätzen und den Ärzten, die Emilie und ihre Krankheitsgeschichte kennen, sehr kurz. Das ist wichtig, denn: „Mein Polo ist zehn Jahre alt, wenn der kaputt ist, kann ich mir keinen neuen Wagen leisten. Und meine drei anderen Kinder fühlen sich hier wohl, sie sind hier zuhause.“ Gerade die möchte sie nicht herausreißen: „Sie müssen schon so oft zurückstecken.“
Und funktionieren doch so gut als Geschwister, Sabine Schmidt ist stolz auf das Trio. Jede Minute ihres Tages ist verplant, durch die Kinder, deren Tagesablauf, und eben durch Emilie. Eine Arbeit hat die zierliche blonde Frau nicht, sie kommt mit Kindergeld, Ehegattenunterhalt und Pflegegeld über die Runden. Im öffentlichen Dienst war sie angestellt bei den Erlanger Stadtwerken. „Doch es wurde mir nicht ermöglicht, von zuhause aus zu arbeiten“, sie klingt resigniert. „Nach dem Gespräch mit dem Personalrat hätte ich heulen können.“
Sie hat sich durchgebissen, „ich bin da reingewachsen“, sagt sie. Sie hätte viele gute Tage, resümiert sie, auch einige schlechte. „Wenn mir das Kreuz weh tut“, darauf beschränkt sie die meiste Zeit in ihrem Leben. Keine Klagen, kein Zetern, kein Nachrechnen, wann sie das letzte Mal im Kino war. „Es ist, wie es ist.“ Dabei streicht sie voller Lieber ihrer Kleinsten über die Wange. Trotz allem oder vielleicht sogar deswegen ist Emilie der Liebling der Familie, ein Lächeln von ihr, ein ausgelassenes Spiel im Spezialstuhl macht vieles wett. Nicht alles. „Ich muss doch noch 20 Jahre funktionieren, für sie“, sagt Mutter Sabine Schmidt. Und deshalb braucht sie dringend eine neue Wohnung.
Susanne Will
Wenn Sie eine geeignete, ebenerdige Wohnung in oder um Erlangen-Stieglitzhof kennen, dann können Sie dieser Mutter helfen. Sie ist unter Tel.09131/5300118 zu erreichen.
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