Wo sollen all’ die Schüsseln hin?
Der Verein "Altstadtfreunde" will Satelliten-Antennen verbieten – nur sieht man die jetzt schon kaum. Viele Nürnberger kritisieren den Vorstoß.
NÜRNBERG „Da drüben ist das Stadion, da die Oper, und das da ist das Plärrer-Hochaus“, erklärt Maria R. ihrem Besuch aus Berlin. Man sieht viel von der Nürnberger Burgfreiung. Nur eines sieht man nicht: Satellitenschüsseln auf den Dächern, oder Solaranlagen.
Eigentlich gut für die Nürnberger Altstadtfreunde: Die haben eine Vorlage eingereicht, mit der sie innerhalb des Altstadtrings besonders scharfe Bauauflagen fordern. Demnach soll die Altstadt in drei Schutzzonen eingeteilt werden. Rund um die Burg dürfen Häuser keine Balkone oder Loggien mehr haben, keine bis zum Boden reichenden Fenster, die Eingangstüren sollen aus Holz sein und Satellitenschüsseln, Solaranlagen oder andere Technik auf dem Dach künftig verboten sein.
Erzählt man Maria R. von der Forderung der Altstadtfreunde, ist sie verwirrt: „Es muss doch möglich sein, Altes und neue Technik zusammenzubringen“, sagt die ältere Dame resolut und meint: „Wenn Satellitenschüsseln und Solaranlagen Richtung Süden ausgerichtet werden müssen, dann stören sie von der Burg aus gar nicht. Da muss man halt bei jedem Einzelfall anders entscheiden.“
„Wer hat hier das Sagen? Ein paar Altstadtfreunde oder die Bürgerschaft?"
Auch viele AZ–Leser sehen die Pläne der Altstadtfreunde zum Ensemble-Schutz kritisch. Einer schreibt: „Das ist ja jetzt wohl wirklich zu viel des Guten. Da kann man ja dann gleich ein Geisterviertel aus der Altstadt machen. Wer will denn da noch wohnen, wenn man vor lauter Vorschriften nix machen kann?“
Ein anderer meldete sich auf abendzeitung-nuenberg.de: „Niemand möchte unkontrollierten Wildwuchs in der Altstadt. Aber mit solch horrenden Forderungen wie keine bodengroße Fenster o.ä. werden die Menschen der heutigen Zeit zu sehr eingeschränkt. Wem soll das was bringen?“
Ein weiterer AZ-leser kommentiert: „Wer hat hier in Nürnberg das Sagen? Ein paar Altstadtfreunde oder die Bürgerschaft, die umweltfreundlichen Strom gewinnen will?“
Dabei gibt es auch rechtliche Argumente, die gegen ein Schüssel-Verbot sprechen: „Wie das Recht auf freie Informationsbeschaffung etwa, oder zahlreiche Gerichtsurteile“ sagt Roland Stehle, Pressesprecher der AG Sat, die den Satelliten-Empfang fördern will. Außerdem, so Stehle: „Eine ziegelfarbene Satelliten-Schüssel auf dem Dach fällt kaum auf.“mm
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