WM-Stuhlturm: Kunst-Streit geht in die nächste Runde!
Die neue Nutzung der Sitze ist vertraglich geregelt, sagt Kulturreferentin Julia Lehner – und weist die Vorwürfe von Olaf Metzel zurück. Beide haben ein Kommunikationsproblem: Sie erreichen sich nicht
NÜRNBERG Joachim Scharf hat der Zoff um seine Tribüne völlig unvorbereitet getroffen. Für den Sportverein TSV Brodswinden in Ansbach baut er gerade Sitzgelegenheiten an dessen neuem Sportplatz. Was an sich nichts Besonderes wäre, hätten die Sitze keine Geschichte. Doch sie waren Teil des WM-Stuhlturms, der vor vier Jahren auf dem Nürnberger Hauptmarkt für heiße Debatten sorgte. Und um den es schon wieder Streit gibt.
Künstler Olaf Metzel ist mit der Neu-Nutzung der Stühle nicht einverstanden: „Das ist mit mir nicht abgesprochen! Das hat keinen Stil!“ Jetzt befürchtet Stark, dass er die Sitzschalen wieder zurückgeben muss. „Ich hoffe nur, dass die Stadt das vertraglich abgesichert hat“, sagt er zur AZ.
Der TSV Brodswinden hat die 780 Sitzschalen, die ursprünglich einmal im Berliner Olympiastadion eingebaut waren, kostenlos von Kulturreferat bekommen. Nach der WM 2006 war der Stuhlturm abgebaut und in seine Einzelteile zerlegt worden.
Eigentlich sollten die Sitzschalen dann versteigert werden. Doch nach dem wochenlangen Streit um das Kunstwerk, der in absurden Morddrohungen gegen Kulturreferentin Julia Lehner (CSU) gipfelte, war das kein Thema mehr. Auch die Idee, die Skulptur anzukaufen und an einer anderen Stelle in Franken wieder aufzustellen, hat sich zerschlagen. Weil für die Lagerung der Stühle in der Kongresshalle Gebühren bezahlt werden mussten, war das Kulturreferat nun froh, beim TSV Brodswinden eine sinnvolle Nutzung gefunden zu haben.
Der TSV Brodswinden als "gemeinnütziger Zweck"?
„Das ist mit dem Künstler besprochen. Meine Mitarbeiter haben mir gesagt, dass sie das Herrn Metzel mitgeteilt haben“, weist Julia Lehner die Vorwürfe des Künstlers zurück. „Außerdem gehören ihm die Stühle ja gar nicht. Die hat uns die Firma Stechert zur Verfügung gestellt.“ Vertraglich sei mit Firmenboss Franz Stegner festgelegt, dass die Stühle nach der Aktion „für einen gemeinnützigen Zweck“ zur Verfügung gestellt werden müssen. Lehner: „Und das ist bei dem Sportverein gegeben!“
Gerne hätte die Politikerin das persönlich mit Olaf Metzel besprochen: „Doch ich habe ihn telefonisch nicht erreicht!“ Der Bildhauer hatte sich zuvor im AZ-Interview über den schlechten Stil im Rathaus beschwert und darüber, dass sich auf seine Nachfrage niemand bei ihm gemeldet habe. „Ich versuche weiterhin, in Kontakt zu kommen“, sagt er. Bis zum Wochenende will er die Sache klären.
Aufatmen kann jedenfalls Joachim Scharf. „Sein Verein kann die Stühle behalten“, versichert Lehner. Michael Reiner
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