Wirte-Aufstand gegen die stillen Feiertage

Drei Mal Party-Verbot im November: Es drohen riesige Einbußen. Nürnbergs Stadtdekan Bammessel ist das egal - er meint: „Bis 5 Uhr früh muss keiner feiern.“
von  Abendzeitung
Fröhliches Party-Treiben in Discotheken ist bayernweit an stillen Feiertagen verboten.
Fröhliches Party-Treiben in Discotheken ist bayernweit an stillen Feiertagen verboten. © dpa

Drei Mal Party-Verbot im November: Es drohen riesige Einbußen. Nürnbergs Stadtdekan Bammessel ist das egal - er meint: „Bis 5 Uhr früh muss keiner feiern.“

NÜRNBERG Stellen Sie sich vor, sie führen ein Geschäft. Mal läuft es besser, mal schlechter. In einem Monat aber läuft’s richtig mies – weil der Staat den Wünschen einer bestimmten Lobby nachkommt und für Sie eine Art Berufsverbot erlässt.

In dieser Situation stecken – alle Jahre wieder im November – unsere Disco-Betreiber: Es stehen drei „stille Feiertage“ an, der 1. November (Allerheiligen), der 15. (Volkstrauertag) und der 22. November (Totensonntag): Tage, an denen „Unterhaltungsveranstaltungen nur dann erlaubt sind, wenn der diesen Tagen entsprechende ernste Charakter gewahrt ist.“ Sagt Artikel 3 des bayerischen „Gesetzes über den Schutz der Sonn- und Feiertage“.

"Nirgendwo ist das so schlimm wie in Bayern“

Uwe Zimmermann hält diese Regelung für „ Schwachsinn". Und: "Nirgendwo ist das so schlimm wie in Bayern“, wettert der Geschäftsführer der „Rockfabrik“ in der Klingenhofstraße, „im November blühen mir fast 25 Prozent Umsatzeinbußen, die sollen mal mit der Zeit gehen.“ „Die“ – das sind für Zimmermann „Staat und Kirche“. Dass sich vor allem Letztere „das Recht rausnimmt, Leuten vorzuschreiben, wann sie wie zu feiern haben“, findet der Gastronom „unmöglich“.

Durchaus plausibel, wenn man bedenkt, dass die Zahl der Disco-Gänger die der Kirchgänger verschwindend klein aussehen lässt, und sich religiöse Menschen in ihrer Andacht kaum von Partys gestört fühlen können, die fern von Wohngebieten, Kirchen oder Friedhöfen stattfinden. Nürnbergs evangelischer Stadtdekan Michael Bammessel sieht das ganz anders: „Stille Feiertage sind wichtig“ meint er. Seine Argumente: „Das war schon immer so“, und: „Bis 5 Uhr früh braucht kein Mensch zu feiern“.

Für Disco-Wirt Zimmermann ist das nicht nur weltfremd, sondern Bevormundung: „Die Leute feiern, wann sie wollen.“ Und wenn sie das in der Disco nicht dürfen, „machen sie eben daheim Party oder auf der Straße“.

Ob das im Sinne von Pfarrer Bammessel und des Gesetzgebers ist..?

Steffen Windschall

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