Ausverkauf bei Wirecard hat begonnen

Zwei Monate nach der Wirecard-Pleite hat der Insolvenzverwalter das Brasiliengeschäft schon verkauft. Verkäufe in England und den USA sind auf der Zielgeraden, und auch für das Kerngeschäft gibt es Bieter. Aber der Verwalter bleibt vorsichtig.
von  dpa
Der Schriftzug von Wirecard ist an der Firmenzentrale zu sehen. Foto: Peter Kneffel/dpa/Symbolbild
Der Schriftzug von Wirecard ist an der Firmenzentrale zu sehen. Foto: Peter Kneffel/dpa/Symbolbild © dpa

München - Wirecard-Insolvenzverwalter Michael Jaffé hat eine erste Tochtergesellschaft des Skandalkonzerns an den Mann gebracht. Der an der New Yorker Börse gelistete Zahlungsdienstleister PagSeguro Digital habe den Kaufvertrag für Wirecard Brazil unterzeichnet, teilte Jaffé am Freitag in München mit. Auch wenn die Zustimmung der brasilianischen Aufsichtsbehörden noch ausstehe: "Wir freuen uns, dass hier so schnell eine gute Lösung gefunden werden konnte", sagte er. "Die Erlöse aus der Verwertung werden den Gläubigern zugutekommen."

Auch der Verkauf für die Tochtergesellschaft Wirecard North America ist weit fortgeschritten. "Hier werden in Kürze die finalen Erwerbsangebote erwartet", teilte die Kanzlei des vorläufigen Insolvenzverwalters mit. Die britische Tochter der Wirecard AG, die Wirecard Card Solutions, habe mit der Londoner Railsbank bereits eine Grundsatzvereinbarung zum Verkauf bestimmter Kundenbeziehungen und weiterer Vermögensgegenstände erzielt. Wirecard Card Solutions ist bei Prepaid-Karten und im elektronischen Zahlungsverkehr tätig.

Für das Kerngeschäft der Wirecard AG gingen die Verhandlungen mit potenziellen Investoren nun in die nächste Phase. "Es gibt mehrere namhafte Interessenten, die indikative Angebote abgegeben haben", sagte Jaffé.

Wirecard hatte im Juni dieses Jahres Luftbuchungen von 1,9 Milliarden Euro eingeräumt und Insolvenz angemeldet. Ex-Vorstandschef Markus Braun sitzt in Untersuchungshaft. Die Münchner Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass der Zahlungsdienstleister seit 2015 Scheingewinne auswies. Der Schaden für die kreditgebenden Banken und Investoren könnte sich auf 3,2 Milliarden Euro summieren.

"Der Verkauf der Wirecard Brazil ist als erster Verwertungserfolg umso erfreulicher, als die Rahmenbedingungen im Wirecard-Insolvenzverfahren ausgesprochen schwierig waren und weiterhin sind", sagte Jaffé. Das Unternehmen mit Zentrale in Aschheim bei München beschäftigte weltweit etwa 5800 Mitarbeiter und hat eine komplizierte Struktur: Die Muttergesellschaft Wirecard AG betreibt selbst kein operatives Geschäft und hat dieses an über 40 Tochtergesellschaften übertragen.

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