Wird Schloss Pommersfelden zum Neonazi-Treffpunkt?

An diesem Wochenende bittet der rechtsextreme Verleger Munier zum „Lesertreffen“. Der Schlossherr will die Pächter und ihre braunen Gäste loswerden
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Im Visier des Verfassungsschutzes: Verleger Dietmar Munier.
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An diesem Wochenende bittet der rechtsextreme Verleger Munier zum „Lesertreffen“. Der Schlossherr will die Pächter und ihre braunen Gäste loswerden

POMMERSFELDEN Die Referate der Gastredner haben es in sich: Unter dem melodramatischen Titel „Ich sah seinen Mördern in die Augen“ plaudert Krankenpfleger Abdallah Melaouhi über die angebliche Exekution seines Schützlings Rudolf Heß durch den britischen Geheimdienst im Spandauer Kriegsverbrecher-Knast. Heinz Nawratil spricht über die „Vertreibungsverbrechen“ der Polen an Deutschen nach dem Zweiten Weltkrieg. Harald Neubauer, Ex-Republikaner- und -DVU-Funktionär, sinniert über die „deutsche Staatsräson“ – ist sie „im Dienste fremder Interessen?“

Rund 300 Rechtsextreme versammeln sich an diesem Wochenende auf Schloss Weißenstein in Pommersfelden bei Bamberg. Verleger Dietmar Munier („Zuerst“, „Deutsche Militärzeitschrift“) bittet zum „Lesertreffen“. Weitgehend unbemerkt von der Öffentlichkeit nutzen Munier und seine braunen Brüder das Schloss schon seit Jahren für ideologische Schulungen, „Offenes Singen“ „Volkstanz“ und „gemütliche Abende“.

Kein Grund, die „angenehmen Gäste“ nicht weiter zu beherbergen

Doch damit soll nun Schluss sein: Die Vizepräsidentin des Landtags, Christine Stahl aus Nürnberg (Die Grünen), hat eine Anfrage an die Staatsregierung gestellt. Der deutsche und Schleswig-Holsteiner Verfassungsschutz beschäftigt sich seit Jahren mit den Umtrieben Muniers. Der Arbeitskreis „Jüdische Landgemeinden aus Aisch und Ebrach“ wandte sich besorgt an die Verpächter des Schlosshotels. Und auch die Pommersfeldener, allen voran Bürgermeister Hans Beck und Schlossherr Paul Graf von Schönborn, haben die Nase voll von dem rechtsextremen Zirkel. Einen Programmpunkt der neuen und alten Nazis konnte Schönborn immerhin verhindern, die vollmundig angekündigte „Sonderführung“ durchs Schloss findet nicht statt: „Hier bin ich noch Herr.“

Keinen Einfluss hat der Graf allerdings auf das Geschehen im Schlosshotel. Hier haben die Pächter, die Familie Haag, das Sagen. „Schon viel zu lang und noch viel zu lang“, stöhnt Schönborn über die Gastronomen, die den Ruf seines Schlosses zu ruinieren drohen.

Mit den Rechtsextremisten haben die Haags tatsächlich kein Problem: Es gebe keinen Grund, die „angenehmen Gäste“ nicht weiter zu beherbergen, ließen sie via Rechtsanwalt Günter Weiß den „Jüdischen Landgemeinden“ ausrichten. Bürgermeister Beck forderten sie auf, „doch eine Veranstaltung zu organisieren, die das Haus genauso füllt“. Auf AZ-Anfrage ließ Renate Haag wissen, dass es „laut Verfassungsschutz“ kein Problem mit den Teilnehmern gebe: „Das einzige was wichtig wäre, ist, dass es hierzu keine Berichterstattung gibt.“

Steffen Windschall

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