Wir räumen Euren Dreck weg!
NÜRNBERG Die einen nennen es „asozial“, die anderen „eine Sauerei“ – und manchen fehlen einfach die Worte: Nach jedem schönen Wochenende sieht es in den Nürnberger Grünanlagen aus wie auf einer Müllkippe.
Ganze Grills lassen die Picknick-Ferkel zurück, verwandeln so die Ruheoasen in wahre Schlachtfelder! Entsorgungs-Kosten für die Stadt: über 400.000 Euro pro Jahr! Es ist ein trauriges Bild, das sich Joggern, Radlern und Anwohnern von Wöhrder Wiese, Marienbergpark, Pegnitzauen, Silberbuck und Co. immer montags bietet: Zerquetschte Tetrapacks, abgebrochene Flaschen, zerknülltes Zeitungspapier, leere Zigarettenschachteln und verklebte Styroporschalen liegen überall herum.
Um wieder für Ordnung zu sorgen, zieht frühmorgens das Team von Michael Volland los. Die 28 Männer und Frauen mit der grellen Reflektorkleidung und ihre vier Betreuer gehören zur „Werkstatt für behinderte Menschen“ der Stadt Nürnberg. Die hat den Auftrag, 200 der insgesamt 387 Hektar an öffentlichen Park- und Grünanlagen wieder in ein sauberes Ausflugsziel zu verwandeln. An Ostern war das besonders schwere Knochenarbeit: Die körperlich und geistig Behinderten sammelten 160 Kubikmeter Müll ein! Das entspricht 800 gefüllten Haushaltsmülltonnen. „So schlimm war es noch nie“, sagte gestern Michael Volland.
Frust - trotz Spaß an der Arbeit
Die von der Stadt zur Verfügung gestellten Container reichten diesmal nicht. Der Müll musste im Hof zwischengelagert werden. „Im Jahr summiert sich der Abfall aus den Anlagen auf 1650 Tonnen“, weiß SÖR-Sprecherin Ulrike Göken-Haidl. „Und es wird immer mehr!“ „Manchmal ist es so viel, dass man trotz der Übung noch Muskelkater bekommt“, erzählt Siegfried Wurm (47). Dennoch macht den fleißigen Sammlern die Arbeit einen Riesenspaß: „Man ist an der frischen Luft und sieht, was man getan hat“, erklärt Yvonne (34). Ihr Chef Volland ist voll des Lobes: „Wie unsere Leute die Arbeit machen, da können sich Nichtbehinderte eine Scheibe abschneiden. Sie krabbeln in jeden Busch“, erklärt er. „Ihnen ist die Teilhabe am Arbeitsleben extrem wichtig, sie identifizieren sich mit ihren Grünanlagen. Darum sind sie mächtig stolz, wenn die Wiese wieder sauber ist.“
Trotzdem stellt sich bei so manchem Frust ein, wenn andere so rücksichtslos mit Allgemeingut umgehen: „Ich möchte nicht wissen, wie es bei denen daheim aussieht“, meint Axel. Dem Team von Michael Volland bleibt nur eine Alternative zum Anpacken: „Wir können nur appellieren, dass die Leute ihren Müll mitnehmen – oder zumindest an den überfüllten Mülleimern gebündelt abstellen.“ Für kommendes Wochenende hat er wieder ein Team zusammengestellt, das bereits am Sonntag loszieht, um mit dem Greifarmzwicker die übelsten Spuren zu beseitigen. Ein Blick auf die Wettervorhersage ist dabei Pflicht. Und Sonne verheißt hier nichts Gutes...
- Themen: