Wir haben’s ja! Unsinnige Ampel für 15.000 Euro
Bürger in Gostenhof ärgern sich über die Anlage an einer Stelle fast ohne Verkehr. Der Schneematsch hingegen bleibt liegen
NÜRNBERG Gostenhofer Bürger sind sauer. Der Grund: eine offenbar ziemlich sinnlose Ampelanlage, die immerhin einen stolzen fünfstelligen Betrag gekostet hat. Und das in Zeiten leerer Stadtkassen. Aber wir haben’s ja...
Während die Nebenstraßen im Schneematsch versinken, weil der städtische Servicebetrieb SÖR nur die Hauptrouten räumt, blinkt seit einigen Wochen in der Austraße eine nagelneue Ampel vor sich hin. Während einer 20-minütigen AZ-Recherche zur Hauptverkehrszeit rollte gerade mal ein einziges Auto aus der Austraße in die Rothenburger Straße. In umgekehrter Richtung fuhr überhaupt kein Wagen. Und abgesehen von zwei Schulkindern, die vorschriftsmäßig bei Rot stehen blieben, ignorierte ausnahmslos jeder Passant die Lichtsignale.
„Die spinnen doch“, schimpft etwa Anwohner Willi Höller, der in der Austraße zu Hause ist: „Mit dem Geld, das diese überflüssige Ampel gekostet hat, sollte die Stadt lieber die Sauerei hier wegmachen“, wettert er. Und deutet empört auf die braun-grauen Berge aus Schneematsch und Tümpel aus Getautem, die Fußgänger knöcheltief einsinken lassen.
Der Preis für die neue Ampelanlage, bestehend aus zwei Masten mit zwei Fußgänger- und einem Autolichtzeichen, betrug inklusive Montage rund 10.000 bis 15.000 Euro, sagt SÖR-Sprecherin Ulrike Goeken-Haidl.
Sie hält das Verkehrsplanungsamt verantwortlich für die Investition: „Die Kollegen sagen, was gebraucht wird. Wir führen das dann nur aus.“ Frank Jülich, oberster städtischer Verkehrsplaner, weist das zurück: „In solchen Fällen stellt SÖR die Anfragen.“ Dennoch verteidigt er die Ampel: Die anderen Lichtzeichen an der Kreuzung, wo Obere Kanalstraße und Rothenburger Straße zusammenkommen, hätten ohnehin ausgetauscht werden müssen. Aus Sicherheitsgründen habe man dann auch gleich die Austraße daneben mit einer Ampel ausgestattet. Von einem Unfall an dieser Stelle, bei dem Fußgänger zu Schaden kamen, ist bei der Stadt allerdings nichts bekannt. Steffen Windschall
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