Große Nachfrage, aber das Frühlingswetter macht Skigebieten in Bayern zu schaffen: "Köpfe nicht in den Dreck stecken"
Berchtesgaden - Für die Berchtesgadener Skischulen ist die Faschingswoche traditionell Hochsaison. Auch wenn der Schnee wegen frühlingshafter Temperaturen fehlte, standen die Menschen auf den Brettern.
In den Skischulen Talkessel ermöglicht man alles, dass Kurse weiterhin stattfinden können. Auch wenn es manchmal schwierig ist.
Vergangene Woche funktionierte Skifahren am Obersalzberg - zwar eingeschränkt. Aber immerhin: Es funktionierte, sagt Kevin Fegg, einer der Leiter der Wintersportschule Berchtesgaden. "Wir hatten ein beschneites Schneeband und darauf fanden unsere Kurse statt."
Überbleibsel der künstlichen Beschneiung: Kurse auf dem Obersalzberg trotz Einschränkungen
Das verbliebene Schneeband ist ein Überbleibsel der künstlichen Beschneiung, die am Obersalzberg möglich ist. 13 Schneelanzen und -kanonen sind im Anfängerskigebiet verteilt. Für absolute Beginner reicht die weiße, aus Schnee bestehende Abfahrt allemal.
"Mit den Fortgeschrittenen weichen wir auf andere Skigebiete aus, wenn die Bedingungen nicht gut sind", sagt Fegg. Ein solches ist etwa der Götschen in Bischofswiesen. "Aktuell laufen bei uns die Kurse noch", sagt die Bischofswiesenerin Katy Hölzl. Mit Skiern und allem, was dazugehört, kennt sich die ehemalige Profi-Skirennläuferin aus: 2009 war sie Weltmeisterin im Riesenslalom. Sie betreibt am Götschen ihre gleichnamige Skischule.
Wird der Schnee nochmal kommen? Ungewiss
Aktuell fahren bei ihr Kinder im Anfängerkurs und Gäste Berchtesgadens. Zwar weniger als in schneereichen Jahren. "Wenn im Tal schon Frühling herrscht, denkt nicht jeder mehr ans Skifahren", sagt Hölzl.
So wie Fegg vom Obersalzberg hangelte man sich durch die Woche - man denke "von Tag zu Tag". Denn warmer Wind und Regen sind unerbittlich. Ob der Schnee nochmal wiederkommt, ist fraglich. Normalerweise hat Hölzls Skischule bis Ende März geöffnet.
Aktuell mehr Frühling als Winter: Wetter macht Skipisten in Bayern zu schaffen
Ein Blick in die Natur offenbart: Zur Zeit ist es mehr Frühling als Winter. Die Aussichten sind trüb, die Wiesen sind grün. Am Hochschwarzeck im Bergsteigerdorf Ramsau gibt es schon seit Längerem keinen Skibetrieb mehr. Dort setzt man auf Naturschnee. Und der fehlt aktuell überall. Auch zum Beschneien sei es mittlerweile viel zu warm, sagt Fegg. Aber die Anmeldungen für die Woche seien eben durchaus stattlich gewesen. Und Urlauber seien aktuell viele da, die das Skifahren erlernen wollen.
Trotz frühlingshaften Temperaturen: Nachfrage für Skikurse in Bayern ist groß
Im Skigebiet Jenner bestätigt man das. Hunderte Dänen seien aktuell in der Region zu Gast, hieß es diese Woche bei der Skischule Treffaktiv. Erst vor Kurzem hatte die Berchtesgadener Bergbahn AG bekannt gegeben, künftig den Alpinskibetrieb ab der kommenden Saison zu beenden. Doch die Nachfrage für Skikurse am Fuße des Berges ist weiterhin gut, sogar besser als in Vor-Corona-Zeiten, hieß es auf Anfrage.
"Die Kinder sind wirklich happy, wenn sie überhaupt mal auf den Skiern stehen und fahren können", sagt Fegg. Alle gebuchten Kurse wurden durchgezogen. Absagen gab es keine. Deutlich weniger Gäste kommen derzeit aber in Form von Tagesgästen, sagt Fegg - was auch die Aussage von Ex-Profi-Skifahrerin Hölzl bestätigt.
Auch in der Oberau fanden, wie geplant, alle Kurse statt, bestätigt Eddy Balduin, Leiter der Skischule Berchtesgaden-Oberau. Seit 22 Jahren ist er Teil der Skischule. "Die Pisten auf dem Roßfeld sind aktuell in Ordnung", sagt er. Für Anfänger und Fortgeschrittene eigneten sich diese noch gut. Selbst wenn momentan das Gras - insgesamt im Ort - den natürlichen Schnee überwiegt: Bei der Skischule Berchtesgaden-Oberau hat man in den Wochen zuvor vorgesorgt und Schneedepots geschaffen. Dabei geholfen haben die bis zu 30 Skilehrer, die Balduin jetzt in der Hochsaison beschäftigt.
Skigebiet ohne künstliche Beschneiung: "Nicht die Köpfe in den Dreck stecken"
Das Roßfeld gilt als Berchtesgadens schneesicherstes Gebiet auf einer Höhe von bis zu 1500 Metern. Eine Beschneiung existiert dort nicht. "Wir punkten schon immer mit unserem Naturschnee", sagt Balduin. Und nur weil weniger Schnee liegt als gewöhnlich, "dürfen wir jetzt nicht die Köpfe in den Dreck stecken", sagt er.
Wie die Zukunft wird, kann keiner sagen. Derzeit arbeitet man so gut wie irgendwie möglich. Solange Schnee existiert und die Nachfrage groß ist, wird weiter Ski gefahren. Spätestens dann in der nächsten Saison wieder.
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