Wie wird ein Feuerwehrmann zum Zündler?

Schon wieder wurde ein Brandstifter gefasst: Angeblich um zu trainieren, wie man besser löscht!
ZELL Immer wieder brannte es letzten Sommer in Zell im Fichtelgebirge: Die Feuerwehr konnte zwar immer Schlimmeres verhindern. Doch die Angst ging um. Was keiner ahnte: Einer, der eifrig mitlöschte, hatte die Brände gelegt – um zu trainieren! Jetzt überführte die Polizei den Zündler: Der 19-Jährige ist Feuerwehrmann! Er hat bereits gestanden. Innerhalb einer Woche ist das schon der zweite Fall in Franken.
Unter Ausschöpfung „aller strafprozessualen Möglichkeiten und mit modernster Kriminaltechnik“, so Polizeisprecherin Beate Weiß, kamen die Ermittler dem Feuerteufel auf die Spur. Jedem kleinsten Hinweis war nachgegangen worden. „Schließlich kristallisierte sich ein konkreter Tatverdacht gegen einen 19-jährigen Einheimischen heraus.“
Mit dem Beweismaterial konfrontiert, gestand der junge Mann, drei Scheunenbrände absichtlich gelegt zu haben. Ein Feuer ging zum Glück von allein aus. Trotzdem entstanden Schäden in Höhe von mehreren Zehntausend Euro. „Menschen und Tiere waren in diesen Fällen nicht zu Schaden gekommen“, betont Beate Weiß.
"Machtphantasien treiben die Menschen an"
Der 19-Jährige bestreitet jedoch, das Feuer in einem Wohnhaus in der Nacht zum 28. Juli in der Zeller Unteren Hangstraße verursacht zu haben. Dort war es den fünf schlafenden Bewohnern nur dank aufmerksamer Nachbarn in letzter Sekunde gelungen, sich in Sicherheit zu bringen. Das unglaubliche Motiv des Teenagers: Er hatte das Bedürfnis, „Brände zu löschen und damit seine Fähigkeiten und Fertigkeiten als Feuerwehrmann zu trainieren.“
Erst letzte Woche wurde ein ähnlicher Fall in Wollbach (Kreis Kissingen) bekannt: Monatelang hatte die Ermittlungsgruppe „Feuerschein" der Kripo nach einem unheimlichen Feuerteufel gefahndet, zehn Mal hatte es gebrannt, am letzten Mittwoch wieder. Doch diesmal erwischte die Polizei den Mann: Sven S. (22), ein 22-jähriger Feuerwehrmann.
Dr. Günter Niklewski, Chefarzt der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie am Klinikum Nord kennt solche Fälle: „Meist sind es Machtphantasien, die die Menschen antreiben. Sie erleben durch ihren Beruf, welches Szenario sie in Gang setzen.“ Die Überlegung, dass sie damit auch andere in Gefahr bringen, „sind für sie zweitrangig“. au