Wie über die Ressource Grundwasser entschieden wird

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Wem gehört die Ressource Wasser und wer erhält Zugriff darauf? Diese in Zeiten zunehmender Trockenperioden wichtiger werdende Frage zeigt sich exemplarisch im mittelfränkischen Treuchtlingen.
Dort entnehmen die Firma Altmühltaler und mehrere öffentliche Wasserversorger Grundwasser aus dem sogenannten überdeckten Sandsteinkeuper. Doch es gibt ein Problem: Das Reservoir ist übernutzt, laut dem Wasserwirtschaftsamt Ansbach wird deutlich mehr entnommen, als sich neu an Grundwasser bilden kann. Deswegen sollen alle Beteiligten künftig weniger verbrauchen, Einsparpotenziale finden und sich gegebenenfalls nach anderen Quellen umsehen.
Altmühltaler setzt auf neue Quelle
Die Firma Altmühltaler hat sich dazu entschieden, in Treuchtlingen Grundwasser künftig vor allem aus einer anderen Schicht - dem sogenannten Eisensandstein - zu entnehmen. Nach Probebohrungen und Untersuchungen zur Wasserqualität entstanden zwei Förderbrunnen, die künftig die Produktion von Mineralwasser und anderen Getränken sicherstellen sollen.
Nicht allen gefällt es, dass ein Unternehmen trotz sinkender Grundwasserspiegel die wichtige Ressource Wasser für seine Geschäfte nutzt. Der Bund Naturschutz (BN) fordert, Wasservorräte dürften nicht für kommerzielle Zwecke ausgebeutet werden. Sie sollten der kommunalen Trinkwasserversorgung vorbehalten sein, findet der Bund Naturschutz.
Welche Rolle das Gesetz zum Wassercent spielt
Das geplante Gesetz für den sogenannten Wassercent in Bayern macht dazu klare Vorgaben. Wasserentnahmen "zum Zwecke der öffentlichen Trinkwasserversorgung" sollen demnach Vorrang vor anderen Nutzungen haben. Bislang spielt eine solche Unterscheidung bei der Genehmigung von Entnahmemengen keine Rolle, wie der Leiter des zuständigen Wasserwirtschaftsamtes Ansbach, Thomas Keller, sagt. Und auf die Genehmigung der künftigen Wasserentnahmen in Treuchtlingen werde sich das Gesetz auch nicht mehr auswirken.
Über Anträge für die künftige Wasserentnahme soll möglichst bis zum Ende des Jahres entschieden werden. Bislang lägen zwar noch nicht alle Anträge vor, doch zur Entscheidung über diese komme nur die geltende Rechtslage in Frage, sagt Keller. Das Gesetz zum Wassercent wird voraussichtlich nach der Sommerpause des Landtags ab Anfang Oktober debattiert.
Das Gesetz sieht vor, dass künftig jeder, der im Freistaat Grundwasser entnimmt oder verbraucht, eine Abgabe von einheitlich zehn Cent pro Kubikmeter bezahlen muss. Es gibt eine Freimenge von 5.000 Kubikmetern pro Jahr. Diese gilt aber nicht für einzelne Kunden, sondern für Wasserversorger, Wasserzweckverbände sowie für Unternehmen und die Industrie.
Alle müssen einsparen
Mit Blick auf den überdeckten Sandsteinkeuper in Treuchtlingen betont Keller jedoch, die Übernutzung sei derzeit so groß, dass es auch nicht helfen würde, wenn etwa die Firma Altmühltaler dort künftig kein Grundwasser mehr entnehmen würde. Eine Entlastung gelinge nur, wenn alle Beteiligten weniger entnehmen wollen. Und dies sei in gemeinsamer Absprache gelungen.
Im gleichen Schritt sollen auch die Wasserrechte der Beteiligten vereinheitlicht werden. Die Laufzeiten der genehmigten Entnahmemengen sind bislang sehr unterschiedlich. Künftig sollen alle erteilten Wasserrechte zum gleichen Zeitpunkt starten und dann für 20 Jahre gelten. Das schaffe Planungssicherheit, sagt Keller.
Öffentliche Wasserversorger entnehmen den größten Teil
Bislang werden aus dem überdeckten Sandsteinkeuper jährlich rund 2,2 Millionen Kubikmeter Grundwasser entnommen. 238.000 Kubikmeter im Jahr gehen davon an die Firma Altmühltaler, wie es vom Landratsamt Weißenburg-Gunzenhausen heißt. Daneben beziehen die Stadtwerke Weißenburg, die Gemeinden Alesheim und Ettenstatt sowie die Zweckverbände Burgsalacher Juragruppenwasserversorgung, die Pfofelder Gruppe und die Gnotzheimer Gruppe Wasser von dort.
Künftig will Altmühltaler aus dem überdeckten Sandsteinkeuper maximal 50.000 Kubikmeter pro Jahr entnehmen, wie ein Sprecher von Aldi Nord mitteilte. Das Unternehmen hat Altmühltaler übernommen. Mit den neu errichteten Brunnen zur Förderung aus dem Eisensandstein will der Mineralwasserproduzent künftig bis zu 200.000 Kubikmeter pro Jahr entnehmen.
Entscheidung über Anträge steht noch aus
Einsparungen beim bisher genutzten Reservoir sind auch bei den öffentlichen Wasserversorgern geplant. Die Gnotzheimer Gruppe will laut dem Landratsamt künftig noch bis zu 285.000 Kubikmeter pro Jahr (bisher 325.000) aus dem überdeckten Sandsteinkeuper entnehmen. Die Pfofelder Gruppe hat eine künftige Fördermenge von 350.000 Kubikmeter pro Jahr (bisher 390.000) beantragt. Die anderen Wasserversorger bereiten ihre Anträge derzeit noch vor.
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