Wie eine bayerische Uni nun die Pinguine in der Antarktis zählen will

Die Tiere in der Antarktis sind vom Aussterben bedroht. Ein Forscherteam aus Erlangen will sie schützen - mithilfe einer neuen Schätzmethode.
Natascha Probst |
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Kaiserpinguine sind vom Aussterben bedroht.
Wolfgang Kaehler Photography/imago Kaiserpinguine sind vom Aussterben bedroht.

Kaiserpinguine sind die größten ihrer Art - noch. Denn sie sind vom Aussterben bedroht. Ein Forscherteam aus Erlangen unter der Leitung der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) hat eine neue Methode entwickelt, um die Anzahl der Brutpaare sowie der Küken genau vorhersagen zu können.

Kaiserpinguine werden natürlich schon seit Langem von Wissenschaftlern beobachtet. Doch in den abgelegenen Gebieten der Antarktis ist das gar nicht so einfach. Satellitenbilder helfen, aber die können nur zwischen Oktober und April aufgenommen werden.

Dazwischen, im sogenannten Polarwinter, gibt es zu wenig Tageslicht, um die Tiere an ihren Brutstätten zu erkennen. Außerdem können die erwachsenen Pinguine nicht von Küken unterschieden werden.

Königspinguine: Die Weibchen sind 64 Tage lang im Meer

Künftig wollen die Forscher die Satellitenbilder mit detailliertem Wissen über das Brutverhalten von Kaiserpinguinen verknüpfen. "Bei Kaiserpinguinen brüten zum Beispiel nur die Männchen die Eier aus. Die Weibchen sind während des Ausbrütens der Eier - circa 64 Tage - durchgehend im Meer und kommen erst nach dem Schlüpfen der Küken zurück", sagt Daniel Zitterbart, einer der leitenden Autoren der Studie. Solche Erkenntnisse werden künftig in die Zählung einfließen.

Eine weitere Verhaltensweise, die in Zukunft berücksichtigt werden soll: Es spielt eine Rolle, wie die Pinguine die aktuelle Temperatur wahrnehmen - also ob ihnen warm oder kalt ist. Wenn die Tiere sich gegenseitig wärmten, stünden sie dichter und die Kolonie erscheine dadurch kleiner, sagen die Wissenschaftler.

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Sie erhoffen sich so, die Veränderungen in der Population schneller zu bemerken. Mit der alten Methode könnten diese nur über Dekaden hinweg gemessen werden, sagt der Hauptautor der Studie, FAU-Doktorand Alexander Winterl. Schwankungen innerhalb eines Jahres könne man aber nicht messen. "Kombinieren wir die Informationen aus den Satellitenbildern mit unserem Wissen über das Verhalten der Kaiserpinguine, können wir sehr viel genauer ableiten, wie viele Tiere in einer Kolonie leben."

"Kaiserpinguine stehen an der Spitze der Nahrungskette"

Bei dem Projekt geht es aber nicht nur um die Pinguine selbst. Es ist zugleich ein Frühwarnsystem für den Klimawandel: Mit den genauen Populationsdaten könne man nicht nur die Art schützen, sondern auch die Menschen auf die extremen Veränderungen im Südlichen Ozean und die Auswirkungen des Klimawandels aufmerksam machen, sagt Winterl.

"Kaiserpinguine stehen an der Spitze der Nahrungskette", sagt Daniel Zitterbart, einer der leitenden Autoren der Studie. Sie spiegelten wider, wie die unteren Ebenen des marinen Nahrungsnetzes vom Klimawandel betroffen seien. "Diese Forschung hat das Potenzial, den Kaiserpinguin von einer schwer zu untersuchenden Art zu einem Frühwarnsystem für die Gesundheit des Ökosystems im Südlichen Ozean zu machen."

Der Rückgang des Eises zerstört die Lebensgrundlage der Tiere - und damit die Population. Studien zufolge werden über 90 Prozent der Kaiserpinguin-Kolonien bis zum Jahr 2100 verschwinden, sollten sich die Treibhausgasemissionen bis dahin nicht wesentlich reduzieren.

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