"Man muss ein Zeichen setzen": Wie am Tegernsee aus einem Bauernhof eine Luxus-Immobilie wird

Gmund – Es ist eine ganz besondere Luxus-Immobilie, die hier in Gmund am Tegernsee aus einem alten Bauernhaus entstehen soll. Das im 18. Jahrhundert erbaute Bauernhaus "Weber in der Wies" wird gerade umgebaut und sucht einen neuen Besitzer unter dem Namen "Farmestate Tegernsee".
Die gesamte Wohnfläche erstreckt sich über 1266 Quadratmeter, hat sieben Schlaf- und sechs Badezimmer. Die Umbaumaßnahmen beinhalten Wellness- und Entertainmentbereiche, eine Tiefgarage mit Auto-Stellplätzen, Parkmöglichkeiten im Freien sowie einen Pool im Untergeschoss des Erweiterungsbaus.
Das Anwesen in Alleinlage wird im Exposé als "Liegenschaft mit schier grenzenlosen Möglichkeiten der Verwirklichung seiner eigenen Traumwelt" beworben. Hinter dem Umbau steckt die Prime Properties Gruppe, ein Bauunternehmen aus Kitzbühel. Die First Kitzbühel Immobilien GmbH vermarktet das Anwesen, einen Preis erhalten Interessierte nur auf Anfrage, die Rede ist jedoch von 25 Millionen Euro.
Bau am Tegernsee zufällig entdeckt – und wohl zu spät
Zufällig habe man den Bau entdeckt, sagt die Vorsitzende der Schutzgemeinschaft Tegernseer Tal (SGT) Angela Brogsitter-Finck. Eines ihrer Mitglieder sei bei einem Spaziergang auf einen Kran und das Projekt gestoßen. Vorgefunden habe man den alten, denkmalgeschützten Bauernhof "mit einem überdimensionierten Anbau" und "Unmengen an abgekipptem Beton".
Die Schutzgemeinschaft reichte Klage ein. Die SGT sieht Verstöße gegen den Schutz des Außenbereichs, die fehlende Erschließung sowie gegen das Denkmal- und Naturschutzrecht. Die Klage gegen die Baugenehmigung vom 8. Oktober 2021, erteilt vom Landratsamt Miesbach, wurde vergangene Woche vor dem Verwaltungsgericht verhandelt.
Schutzgemeinschaft Tegernseer Tal nimmt Klage zurück
Doch für die Klage gegen das Bauvorhaben war es zu spät. Nach Einschätzung des Gerichts sei der Baugenehmigung eine "Bestandskraft" erwachsen, sodass eine gerichtliche Überprüfung der Baugenehmigung ausschied. Ab einem gewissen Zeitpunkt haben Bauherren Rechtssicherheit über ihr Vorhaben.
Die Schutzgemeinschaft nahm daher die Klage zurück und geht nur noch gegen die Tekturgenehmigung aus dem Jahr 2023 vor – verhandelt wird dies zu einem späteren Zeitpunkt. Darin geht es vor allem um die Schaffung eines zweiten Untergeschosses, aber auch um Fassadenänderungen.
Streit um Denkmalschutz: Landratsamt sieht den Fall anders
Das Landratsamt Miesbach sieht den Fall anders. Man habe mit der Baugenehmigung denkmalfachliche Fehlentwicklungen der letzten Jahrzehnte korrigiert und in Übereinstimmung mit dem Bauplanungsrecht den Baukörper eines Einfirsthofes wiederhergestellt, teilt Pressesprecherin Sabine Kirchmair auf Anfrage mit.
Vorher sei der "Weber in der Wies" nur noch der Restbestand eines ehemaligen Bauernhofs gewesen, der von den ihn ehemals umgebenden Bauten verfremdet wurde. "Diese grundsätzliche städtebauliche und denkmalfachliche ,Rückentwicklung' ist in diesem Fall aus unserer Sicht eine deutliche Verbesserung im Vergleich zum Altbestand."
Natürlich komme die Luxus-Immobilie nicht mehr weg, sagt Brogsitter-Finck. Da habe sie sich keine Hoffnung gemacht. Aber: "Man muss ein Zeichen setzen. Diese Leute haben schon den nächsten Bauernhof im Visier." Für die Immobilienfirma sei die offene Klage gegen die Tekturgenehmigung jedenfalls "nicht so günstig".