Späte Wende: Frau gesteht Mordkomplott gegen Ehemann

Im Prozess um eine Axt-Attacke auf einen wohlhabenden Mann bei München sollte es eigentlich auf die Zielgerade gehen. Doch dann passieren Dinge, die man eigentlich nur aus Gerichtsshows kennt.
Britta Schultejans, dpa |
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Ihr Geständnis legte die Angeklagte erst ab, nachdem ihre Tochter ihr Schweigen unmittelbar vor dem Ende der Beweisaufnahme gebrochen und die Mutter schwer belastet hatte. (Archivbild)
Ihr Geständnis legte die Angeklagte erst ab, nachdem ihre Tochter ihr Schweigen unmittelbar vor dem Ende der Beweisaufnahme gebrochen und die Mutter schwer belastet hatte. (Archivbild) © Peter Kneffel/dpa
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München

Drehungen, Wendungen - und viele Versionen einer Geschichte: Im Prozess um einen geplanten Axt-Mord an einem wohlhabenden Mann aus der Nähe von München hat seine Ex-Frau ein spätes und überraschendes Geständnis abgelegt. "Alles, was in der Anklage steht, wird bestätigt", sagt die 58-Jährige aus Odelzhausen (Landkreis Dachau) vor dem Landgericht München II

Axt-Angriff beim Sterne-Schauen

Sie habe den Freund ihrer Tochter "gebeten, meinen Mann zu töten" - und dann Tipps gegeben, wann ihr Mann das Haus verlässt, um in die Sterne zu schauen und wo im Garten der Mord am besten stattfinden könne. Ihr Schwiegersohn in spe habe gesagt, er könne das nicht selbst tun, wisse aber jemanden, der den Auftrag übernehmen könne. 

Der Ehemann überlebte den nächtlichen Angriff in seinem Garten schwer verletzt - auch, weil ein Nachbar aufmerksam wurde und eingriff. Angeklagt sind die inzwischen geschiedene Ehefrau, ihre Tochter, deren Partner und dessen Kumpel, der mutmaßliche Auftragsmörder. 

Der Staatsanwalt, der vor den überraschenden Wendungen und Aussagen in der Verhandlung am Vormittag zunächst schon aufgestanden war, um sein Plädoyer zu halten, sagt, "dass es mir selbst schwerfällt, ein Geständnis von ihr zu glauben". 

Denn dieses legt die Angeklagte erst ab, nachdem ihre ebenfalls angeklagte Tochter ihr Schweigen ebenfalls überraschend unmittelbar vor dem Ende der Beweisaufnahme gebrochen und die Mutter schwer belastet hat. 

Davor hatte die 58-Jährige zwar eine Anstiftung eingeräumt - aber ein geplantes Tötungsdelikt bestritten. "Es war nur von einer Abreibung die Rede, aber nie von einem Mord", sagte sie zunächst und sprach - obwohl sie ihm noch aus der U-Haft Liebesbriefe und Treueschwüre schickte - von einer toxischen Beziehung zu dem Mann, von dem sie inzwischen geschieden ist. 

Tochter: "Gehofft, dass meine Mama die Wahrheit sagt"

"Ich hatte so gehofft, dass meine Mama die Wahrheit sagt", so leitet die Tochter die Anschuldigungen gehen ihre Mutter ein. Sie will erst im Nachhinein von dem Angriff erfahren haben, den ihr Stiefvater schwer verletzt überlebte. Nachdem sie im Prozess monatelang geschwiegen hatte, gibt sie an, ihre Mutter sei nach dem Anschlag zu ihr gekommen. Sie habe gesagt, "dass er sterben sollte" und dass sie jemanden beauftragt habe, nachdem ihre eigenen Versuche, ihn zu töten, gescheitert seien. 

Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass Mutter, Tochter und der Freund der Tochter gemeinsam ein Komplott schmiedeten und aus Gier einen Auftragskiller in Bulgarien engagierten, weil das Geld aus einem millionenschweren Lottogewinn nach wenigen Jahren ausgegangen war. 

Schwiegersohn streitet alles ab

Sie habe nichts von Mordplänen gewusst, sagt die Stieftochter des Mannes. "Meine Tochter hat damit nichts zu tun", sagt auch die Ehefrau des Angriffsopfers. 

Und der Schwiegersohn streitet auch nach den Aussagen seiner Partnerin und seiner Schwiegermutter alles ab: "Schwiegermama ist verrückt." Er habe seinen Kumpel nur aus seiner bulgarischen Heimat mit nach Bayern gebracht, damit er ihm helfe, die Wände zu streichen - und nicht dabei, einen Mord zu begehen. Allerdings sei ihm aufgefallen, dass seine Schwiegermutter und sein Kumpel die Köpfe zusammengesteckt hätten. Und er habe ihn am Tattag zum Anwesen der Familie gefahren - angeblich, weil er mit der Mutter seiner Partnerin habe sprechen wollen. Der Kumpel selbst schweigt zunächst zu alledem. 

Nach ursprünglicher Planung sollten nach dem Plädoyer der Staatsanwaltschaft die Nebenklage und die Verteidiger der vier Angeklagten ihre Schlussvorträge halten. Das Urteil hätte dann am Mittwoch fallen können. Ob es dazu jetzt noch kommt, war zunächst unklar. Der Vorsitzende Richter Thomas Bott sagte: "Es ist jetzt ziemlich viel Bewegung reingekommen, mit der ich nicht gerechnet hatte."

Hinweis: Diese Meldung ist Teil eines automatisierten Angebots der nach strengen journalistischen Regeln arbeitenden Deutschen Presse-Agentur (dpa). Sie wird von der AZ-Onlineredaktion nicht bearbeitet oder geprüft. Fragen und Hinweise bitte an feedback@az-muenchen.de

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