"Das mag überraschen": Was ein Meteorologe über den Sommer in Bayern zu sagen hat
Positiv ausgedrückt: Dieser Sommer ist bisher abwechslungsreich. Erst eine frühe Hitzephase und schwülwarme Nächte, dann von heute auf morgen Wolken, Regen und Gewitter.
Am einen Tag cremt man sich mit Sonnenlotion ein und führt das neue Kleid aus, am nächsten holt man den Regenschirm raus. Und das Ganze von vorn. Wetter-Wirrwarr, wie man es sonst dem April nachsagt.
Die AZ wollte vom Diplom-Meteorologen Dominik Jung wissen, was er bisher vom Sommer 2025 hält. Er sei "bisher alles andere als klassisch", lautet seine Einschätzung.
Sommer in Bayern: Das sagt Experte Dominik Jung
Auch wenn die warme Saison statistisch gesehen bisher zu den fünf wärmsten seit Beginn der Wetteraufzeichnung im Jahr 1881 gehöre. "Das mag überraschen, denn der Eindruck vieler Menschen – vor allem in Bayern – ist eher von Regen, wechselhaftem Wetter und wenigen echten Sommertagen geprägt", so Jung.
Der Experte von Wetter.net sagt: "Nicht die Temperaturen sind außergewöhnlich niedrig, sondern der Mangel an längeren stabilen Schönwetterphasen." Nach dem extrem trockenen Frühling folgten häufige Tiefdruckgebiete.

So mancher Sonnenanbeter dürfte insgeheim schon fürchten: Ist der langfristige Sommer möglicherweise schon vorbei?
Jung kann beruhigen: "Nein – auch wenn es sich in manchen Regionen gerade so anfühlt. Der Sommer ist kalendarisch noch lange nicht vorbei, und auch meteorologisch ist im Juli und August noch alles möglich."
"Eine klassische Sommerlage" sieht der Experte im Moment nicht
Die schlechte Nachricht: Aktuell schaue es nicht danach aus, dass eine längere stabile Hochdrucklage zu uns komme. Gerade für den Freistaat sagt Jung voraus: mäßige Temperaturen, Schauer, vereinzelt Gewitter. "Eine klassische Sommerlage mit tagelangem Sonnenschein und Temperaturen über 30 Grad ist momentan nicht in Sicht."
Wenn alle von Klimaerwärmung sprechen und es dann eher verregnete Sommerphasen gibt, ist das freilich ein gefundenes Fressen für Klimawandel-Zweifler und -Leugner.
Regnerisches Wetter im Juli: Widerspricht das dem Klimawandel?
Der Meteorologe versucht zu erklären: "Zunächst einmal ist wichtig zu verstehen: Einzelne Wetterphasen oder ein durchwachsener Sommer sagen nichts über den Klimawandel als Ganzes aus." Klima sei der Durchschnitt über viele Jahre, "Wetter ist die kurzfristige Momentaufnahme".
Aus seiner Sicht zeigt dieses Jahr sehr deutlich, was die globale Klimaerwärmung bedeute: "Der Juni 2025 war in Westeuropa der wärmste Juni seit Beginn der Wetteraufzeichnungen. Während es in Bayern zeitweise regnet und kühl ist, erleben andere Regionen Europas derzeit extremen Hochsommer: In Skandinavien herrschen aktuell Temperaturen wie auf Mallorca, stellenweise bis weit über 30 Grad – sogar bis zum Polarkreis."

In Südeuropa – er nennt Italien, Griechenland und die Türkei – stiegen die Temperaturen derzeit auf teils über 40 Grad. "Solche Wetterextreme sind keine Ausreißer mehr, sondern Ausdruck eines sich verändernden Klimas."
Es geht nicht nur um das Wetter vor der eigenen Haustür
Der Klimawandel führe eben nicht nur zu Hitze vor der eigenen Haustür, so Jung. Weltweit gesehen verschlimmern sich die Extreme zwischen Hitze, Trockenheit, Starkregen und Unwettern. "Dass es gleichzeitig in Mitteleuropa kühl und nass ist, liegt an der momentanen Großwetterlage mit Tiefdruckeinfluss." Diese regionalen Unterschiede gehörten "zum Wesen des Wetters".
Der Wetter-Experte fasst zusammen: "Ein nasser Sommer in Bayern widerlegt den Klimawandel nicht – er bestätigt eher, dass Wetter und Klima unterschieden werden müssen."
So geht es die nächsten Tage weiter
Vom Klima zurück zum Wetter: Wie geht es die nächsten Tage in Bayern weiter? An diesem Mittwoch (23. Juli) zeige sich das Wetter freundlich und angenehm mit Werten um die 25 Grad.

Das bleibt aber nicht so. "Danach nimmt die Schauerneigung wieder zu – ab Donnerstag und über das Wochenende sind immer wieder Regenschauer möglich, bei Temperaturen zwischen 21 und 23 Grad", teilt Jung der AZ mit.
"Insgesamt ist also keine stabile Schönwetterlage in Sicht, aber auch keine Dauertristesse – vielmehr ein wechselhaftes Auf und Ab." Man kennt’s.
- Themen:
- Gewitter