Werden Sie Schlossherr!
Sanft wiegt die Hollywoodschaukel vor und zurück. Durch Ihre halb geschlossenen Augenlider glitzert der Sonnen beschienene Starnberger See. Irgendwo auf den drei Hektar hinter Ihnen mäht Ihr Gärtner den Rasen, während Sie die Eiswürfel im Martiniglas klimpern lassen.
So könnte demnächst ein lauer Sommertag in Ihrem Leben als Schlossherr aussehen – vorausgesetzt, Sie haben das nötige Kleingeld in der Tasche. Denn: Im Rahmen des Bayerischen Modells verkauft der Freistaat Bayern derzeit wieder Immobilien. Und das sind diesmal keine geringeren als die Schlösser Seeburg und Unterallmannshausen nahe Münsing am Starnberger See.
Sich zwischen ihnen zu entscheiden, fällt schwer: Schloss Unterallmannshausen besticht nicht nur mit seiner über 900 Quadratmeter großen Wohnfläche, sondern auch mit einem Sportplatz und einem Zwei-Hektar-Park. Das kann allerdings Schloss Seeburg noch toppen: Rund drei Hektar misst hier die Grünanlage nebst Wald, fast 2000 Quadratmeter die Wohnfläche. Allein das Erdgeschoss des Schlosses beherbergt eine Empfangshalle, Telefonzentrale, zwei Küchen, einen Kühl-, Trocken- und Werkraum, eine Garage, fünf Nebenräume, sieben Toiletten, drei Waschräume, sieben Wohnräume, Loggia, Terrasse und eine Kapelle.
Eine lange Geschichte haben beide: Schloss Unterallmannshausen wurde erstmals um 1250 urkundlich erwähnt. Damals soll es im Besitz des Klosters Weihenstephan gewesen sein. Anfang des 17. Jahrhunderts erwarb der bayerische Gelehrte Hans-Georg von Hörwarth zu Hohenburg das Objekt am Starnberger Seeufer. Das heute noch erhaltene Hauptgebäude errichtet hat aber erst sein Nachfolger Ferdinand Joseph Graf von Hörwarth Ende des 17.Jahrhunderts. Weitere Eigentümer folgten, darunter auch die Grafenfamilie der Rambaldis, bis das Schloss 1942 an den bayerischen Staat ging. Der verpachtete es an das Missionswerk „Wort des Lebens“, das über 40 Jahre lang die insgesamt 30 Zimmer für Freizeit-Aufenthalte junger Leute im Rahmen der Jugendarbeit nutzte.
Auch Schloss Seeburg, das 1889 von dem Münchner Unternehmer Heinrich von Hoech erbaut wurde, ist noch bis Ende 2013 an die Mission verpachtet. Dann läuft der Vertrag aus, weil der Freistaat die Anwesen veräußern möchte. Dieter Knauer, Geschäftsführer des Staatsbetriebs Immobilien Freistaat Bayern: „Der Verkauf ist eine wirtschaftliche Lösung. Der Erlös fließt in ein Sondervermögen, aus dem wiederum neue Immobilien finanziert werden – wie Hochschulen oder Polizeigebäude zum Beispiel.“ Mit wie viel Geld aus dem Verkauf zu rechnen sei, könne man allerdings noch nicht abschätzen. „Beide sind absolute Liebhaberobjekte“, sagt Knauer. „Ihren Preis wird deshalb der Markt bestimmen – wer das höchste Angebot abgibt, erhält den Zuschlag.“
Eine Preisvorstellung bekommt man allerdings, schaut man sich die Häuser der Münsinger Nachbarschaft an. Dort kostet eine Durchschnitts-Villa mit rund zehn Zimmern über vier Millionen Euro – der Preis in dieser Gegend liegt derzeit bei einer Grundstücksfläche ab 1200 Quadratmetern bei über 1000 Euro. Dennoch würden sich die Verkaufsangebote durchaus auch an Privatpersonen mit Wohnabsichten richten, sagt Dieter Knauer. Erholen können sich die vom Geldausgeben gestressten Käufer direkt vor der Haustür. In der näheren Umgebung befinden sich laut Verkaufsexposé der Schlösser „alle notwendigen Einrichtungen des täglichen Lebens“: Kulturelle Angebote, exklusive Yachtclubs und einen der schönsten Golfplätze Europas – was will man mehr!
Übrigens: Der Badestrand vor Schloss Unterallmannshausen soll demnächst öffentlich gemacht werden. Wem das Schlossherren-Dasein nun erstmal doch zu kostspielig ist, der kann dann dort einfach gemütlich seinen Liegestuhl aufstellen und beim Anblick des in mediterranem Gelb gehaltenen Schlosses noch ein bisschen träumen.
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