Werden die Franken immer brutaler?

Erschreckend: Zahl der Sexual-Delikte und der Gewalt-Exzesse steigt an, die Hemmschwelle sinkt. Nürnbergs Oberstaatsanwalt Reinhard Lubitz: „Das Hauptproblem ist der Alkohol.“
M. Pfefferer |
X
Sie haben den Artikel der Merkliste hinzugefügt.
zur Merkliste
Merken
0  Kommentare
lädt ... nicht eingeloggt
Teilen  AZ bei Google News

 

NÜRNBERG Eine Bande von acht Jugendlichen zog im Juli 2010 prügelnd durch die Nürnberger Innenstadt, schlug acht Menschen fast tot. Ebenso kaltblütig schlug Neo-Nazi Peter R. 2010 auf den 17-Jährigen Bersan B. im U-Bahnhof Plärrer ein – Fälle ungezügelter Gewalt, die die Öffentlichkeit schockieren und Angst machen! Bei der Staatsanwaltschaft Nürnberg-Fürth landen solche Verbrechen fast jeden Tag auf dem Tisch.

Am Donnerstag zog Reinhard Lubitz, Chef der Staatsanwaltschaft, Bilanz. Werden die Franken immer brutaler? Diese Frage drängt sich angesichts der aktuellen Statistik auf: Die Zahl der Verbrechen, darunter schwere Körperverletzungen, stieg im Vergleich zu 2009 um 32 Prozent! Fälle von sexueller Gewalt legten um 19 Prozent zu (2010: 243). Nur die Zahl der Tötungsdelikte sank von 56 auf 48!

Hauptproblem: Alkohol

Oberstaatsanwalt Reinhard Lubitz über die Ursachen der Gewalt-Exzesse: „Das Hauptproblem ist der Alkohol.“ Besonders das so genannte Vorglühen bei Jugendlichen sei Hauptursache – gerade für die immer brutaleren Auseinandersetzungen auf der Straße. Diesen Eindruck hat auch die Polizei: Wird in der Öffentlichkeit zugeschlagen, dann heftig. Die Hemmschwelle sinkt. Auf wehrlos am Boden Liegende einzutreten, ist längst keine Seltenheit mehr.

Besondere Sorge bereiten Lubitz die immer brutaler werdenen Ausschreitungen zum 1.Mai in Nürnberg. Dort allerdings seien es nicht unbedingt Franken, die gewalttätig werden, ergänzt Staatsanwältin Ulrike Pauckstadt-Maihold: „Die Leute reisen an wie Hooligans zu Fußballspielen, nur um hier Randale zu machen.“

Auch diese Delikte stiegen stark an:

Wirtschaftskriminalität: Große Betrugsfälle wie bei der Gfe (Blockheizkraftwerke, 23 Beschuldigte, sieben in Haft)

Geld-Delikte: Steuersünden legten um 22 Prozent zu, Geldwäsche um 103 (2010: 134)

Umweltsünden: 21 Prozent

Schwerwiegende Drogendelikte: 35 Prozent

Schwere Verkehrsdelikte stiegen von 452 auf 531 an.

Insgesamt bearbeiteten die 71 Staatsanwälte 2010 rund 63.000 neue Ermittlungsverfahren, pro Tag 70 bis 100 pro Staatsanwalt! Dazu kommen rund 41.000 Verfahren „gegen Unbekannt“. Etwa 30 Prozent der Verfahren kommen zur Anklage, „das ist Standard“, so Lubitz, „die anderen werden nicht alle fallen gelassen. Viele enden mit einer Geldbuße oder mit Strafbefehl ohne Prozess. M. Pfefferer

 

Lädt
Anmelden oder registrieren

Zum Login
Zu meinen Themen hinzufügen

Hinzufügen
Sie haben bereits von 15 Themen gewählt

Bearbeiten
Sie verfolgen dieses Thema bereits

Entfernen
Um "Meine AZ" nutzen zu können, müssen Sie der Datenspeicherung zustimmen.

Zustimmen
 
0 Kommentare
Bitte beachten Sie, dass die Kommentarfunktion unserer Artikel nur 72 Stunden nach Veröffentlichung zur Verfügung steht.
Noch keine Kommentare vorhanden.
merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.