Wer hat den kleinen Lukas so gequält?

Der Säugling hatte mehrere Knochenbrüche, sein gehörloser Vater bestreitet die Misshandlungen.
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Das Schreien des Babys soll ihn gestört haben: der gehörlose Angeklagte mit einer Gebährdendolmetscherin vor Gericht.
Berny Meyer Das Schreien des Babys soll ihn gestört haben: der gehörlose Angeklagte mit einer Gebährdendolmetscherin vor Gericht.

Der Säugling hatte mehrere Knochenbrüche, sein gehörloser Vater bestreitet die Misshandlungen.

NÜRNBERG Sein kleiner Körper war von bläulich-gelben Flecken übersät, Arme und Beine und die zarten Rippen in Serie gebrochen – die Ärzte waren entsetzt, als der gerade mal drei Monate alte Lukas zur Untersuchung vor ihnen lag. „Nie hätte ich mich an so einem winzigen Würmchen vergriffen“, beteuerte gestern sein Vater Herbert W. (24, Name geändert) vor dem Nürnberger Amtsgericht. Dabei soll er ihm sogar mit solcher Wucht den Schnuller in den Mund gesteckt haben, dass das Kind blutete. Wegen Misshandlung von Schutzbefohlenen ist er angeklagt, drei Tage sind für den Prozess angesetzt.

Für Staatsanwalt Roland Fleury ist die Sache klar: Der Industriemechaniker konnte es nicht ertragen, wenn das Kind schrie, deshalb habe er ihn grob angefasst.

"Sein zweijähriger Bruder war eifersüchtig"

Seltsam ist nur: Herbert W. konnte das Schreien seines jüngsten Sohnes gar nicht hören – er ist gehörlos! Aber er konnte es sehen. „Denn dann hat das Babyphone immer wieder dreimal rot geblinkt“, erläuterte er gestern mit temperamentvollen Gesten, die eine Gebärdendolmetscherin übersetzte. Im Stress vom Schichtdienst als Industriemechaniker sei er oft gewesen. „Ich kann halt nicht so sanft zupacken“, sagte er. „Aber ich war die meiste Zeit gar nicht in der Wohnung.“

Seine Lebensgefährtin (24) hätte doch mehr Möglichkeiten gehabt, dem Kind etwas anzutun. Vielleicht sei es auch der ältere Sohn (noch keine zwei Jahre) gewesen, der eifersüchtig auf Lukas war.

„Einmal ist er auf ihn gesprungen, als Lukas auf dem Sofa lag“, so der Angeklagte. Da sei das Schlüsselbein des Kleinen gebrochen. Die Mutter beider Kinder wollte mit Lukas in die Klinik, doch der Angeklagte ließ sie erst einen Tag später gehen.

Von den anderen Brüchen habe sie nichts gemerkt, „weil ja kein Knochen herausstand“, wie sie erklärte. cis

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