Wenn es zu sehr nach Sparkasse klingt

Erlangen - Kabarettist Matthias Egersdörfer geht exklusiv für die AZ auf Konzerte und berichtet davon. Diesmal war er bei der Band "Herrenmagazin" im Erlanger E-Werk
Der Schlagzeuger vom Love Sandwich Orchestra haut in der Luft dreimal auf seine Stöcke, und los geht's. Dazu lässt der Gitarrist sein Instrument aufkreischen. Die beiden jungen Herren im T-Shirt bieten dem Publikum an, auf Partys zu spielen. Sie brauchen nur eine Steckdose, Chips und Bier. Die „Heys“ und „Yeahs“ erinnern ein bisschen an die Ramones. Kurz und bündig werden die Songs in den Saal gestellt. Das könnte der Soundtrack sein, wenn man Mamas Auto in den Graben gefahren hat und dann den Vater anruft, um die Karre aus dem Dreck zu ziehen.
Beim FCN und Schalke steht es 2:2, als Herrenmagazin aus Hamburg die Bühne betreten. Die vier smarten Boys fackeln auch nicht lange und gehen sofort in medias res. So kann zeitgenössische Popmusik durchaus im Jahr 2011 klingen. Das ist schön arrangiert, schwillt adrett an und explodiert auf den Punkt genau. Sie schleudern die Gitarren und hüpfen wie die Puppen. Beim Hüpfen hält sich der Bassist ein bisschen zurück. Hätte ich die Texte akustisch verstanden, hätte sich bestimmt ein Anliegen, Leidenschaft und ein Standpunkt herausgestellt. Herrenmagazin machen unterm Strich schon alles richtig. Sie legen auch eine gewisse Dreistigkeit an den Tag. Fühlt sich an, wie wenn einem der Parkplatz vor der Nase weggeschnappt wird und der Fahrer dann noch einen frechen Spruch ablässt.
Aber ich habe mich sehr gelangweilt. Das fühlt sich an wie Biertrinken, ohne besoffen zu werden. Natürlich muss man nicht immer den Teufel an die Wand malen und dem Wahnsinn huldigen. Aber wenn es zu sehr nach attraktiver Geldanlagemöglichkeit der Sparkasse klingt, wird's mir zu viel. Ich glaube gehört zu haben, wie Deniz Jaspersen gesungen hat, „weil du die Wahrheit nicht verträgst“. Vielleicht liegt an dieser Stelle der Hund für mich begraben. Als ich das Konzert verlassen habe, schoss Draxler das 3:2 für Schalke in der Verlängerung. Das hatte gerade noch gefehlt. Matthias Egersdörfer