Weniger Spielmannszüge im Straßenfasching – „Musiker sind zu alt“

Fastnacht ohne Musik ist keine richtige Fastnacht. Doch viele Spielmannszüge wollen ihren älteren Musikern die Strapazen nicht mehr zumuten.
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Die Stellvertretende Vorstandsvorsitzende des Fördervereins Nürnberger Fastnachtszug, Elvira Reuther, und der Vorstandsvorsitzende Walter Hahn, aufgenommen am 28.02.2014 in Nürnberg.
dpa Die Stellvertretende Vorstandsvorsitzende des Fördervereins Nürnberger Fastnachtszug, Elvira Reuther, und der Vorstandsvorsitzende Walter Hahn, aufgenommen am 28.02.2014 in Nürnberg.

Ob „Humba Humba Tätärä“ oder „Wer soll das bezahlen?“ – Fastnacht ohne Musik ist für die meisten Narren keine richtige Fastnacht. Bei manchen Faschingszügen ist das Realität. Denn manche Spielmannszüge wollen ihren älteren Musikern die Strapazen nicht mehr zumuten.

Nürnberg/Würzburg - Früher gehörten sie zum Fasching wie Knollen und Konfetti – inzwischen sind Spielmannzüge mancherorts im Straßenkarneval fast schon eine Besonderheit. Die Veranstalter des Nürnberger Faschingsumzugs reagieren inzwischen alarmiert: Von 30 angesprochenen Spielmanns- und Fanfarenzügen hätten ihnen 28 eine Absage erteilt. Damit gebe es in diesem Jahr unter den 40 Zugnummern nur zwei Musikkapellen, berichtet die Stellvertretende Vorstandsvorsitzende des Fördervereins Nürnberger Fastnachtszug, Elvira Reuther. „Im Vorjahr hatten wir sogar keinen einzigen Spielmannzug dabei“, klagt die Funktionärin.

Viele Kapellen hätten ihre Absagen mit dem fortgeschrittenen Alter ihrer aktiven Musiker begründet, berichtet Reuther. „Bei Faschingsumzügen sind schon recht lange Wege zu Fuß zurückzulegen. Und dann noch musizieren – das ist für Ältere schwierig“. Schließlich seien viele Musiker bei Spielmanns- und Fanfarenzügen inzwischen über 60 Jahre alt. Einige Gruppen hätten ihre Absagen aber auch mit Terminproblemen begründet: „Manche nutzen die Faschingstage für einen Skiurlaub“, berichtet sie.

Am häufigsten hätten die Musikgruppen bei den Absagen aber das Alter ihrer Aktiven angeführt. „Das Problem ist: Da fehlt einfach der Nachwuchs“, ist Reuther überzeugt. Da gehe es den Musikgruppen aber kaum anders als normalen Vereinen. „Das Hauptproblem ist, Jugendliche dazu zu bringen, dabei zu bleiben.“ Das Angebot für Kinder und Jugendliche sei einfach zu groß. „Manche wollen alles gleichzeitig machen – da bleibt halt irgendwas auf der Strecke“, gibt die Faschingszug-Organisatorin zu bedenken.

Der Präsident des Fastnacht-Verbandes Franken, Bernhard Schlereth, hält das ganze dagegen eher für „ein Problem der größeren Städte“. Zumindest bei den rund 250 Faschingsumzügen in Unterfranken sei garantiert, dass Spielmannzüge den Narren am Straßenrand musikalisch ordentlich einheizten. „Die kleineren Gemeinden haben ja oft auch noch eine Feuerwehrkapelle“, gibt Schlereth zu bedenken. Was den Nachwuchs bei Spielmannzügen und Fastnachtsvereinen angehe, so gebe es unterschiedliche Entwicklungen: „Es gibt Vereine, auch in Nürnberg, die stellen ihre Arbeit ein, weil die Jugend fehlt.“ Andere Fastnachtsvereine betrieben aktiv Nachwuchsarbeit – und hätten volle Säle.

Erstaunt reagieren derweil die Organisatoren des Würzburger Faschingsumzugs auf die Probleme in Nürnberg. „Wir haben bei 162 Gruppen 15 Spielmannzüge und Rhythmus-Gruppen“ berichtet Zugmarschall Michael Zinnhobel. „Eine Gruppe nimmt eine Anreise von 200 Kilometern in Kauf. Die sind ganz heiß darauf, bei uns mitzumachen“, berichtet der Umzug-Organisator. Der Rest der Musikgruppen stamme aus einem Umkreis von 40 Kilometern um Würzburg. „Aber natürlich kommt keiner umsonst.“ Eine gewisse finanzielle Unterstützung müsse man den Gruppen schon bieten. Doch die, so versichert Elvira Reuther, böten auch die Nürnberger Umzugsorganisatoren – ohne großen Erfolg.

 

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