Weltstar soll wirken

Basketballer Dirk Nowitzki darf beim Einlauf der deutschen Delegation ins Olympiastadion die Fahne tragen. Ein Traditionsbruch, der bei anderen Athleten für Aufregung sorgt.
von  Abendzeitung
Wie begeistert Dirk Nowitzki von Olympia ist, soll schon seine neue Frisur beweisen. Am Freitag trägt er die deutsche Fahne.
Wie begeistert Dirk Nowitzki von Olympia ist, soll schon seine neue Frisur beweisen. Am Freitag trägt er die deutsche Fahne. © dpa

PEKING - Basketballer Dirk Nowitzki darf beim Einlauf der deutschen Delegation ins Olympiastadion die Fahne tragen. Ein Traditionsbruch, der bei anderen Athleten für Aufregung sorgt.

Im Juni trug Dirk Nowitzki das bisher letzte Mal eine deutsche Fahne. Beim Public Viewing in Würzburg, während der Fußball-EM. Damals schaute er der deutschen Mannschaft zu, jetzt werden alle ihm zuschauen. Wie er Freitag ins Olympiastadion einläuft. Als Fahnenträger des deutschen Olympiateams. Die Wahl des Basketball-Stars und Multimillionärs ist eine umstrittene Entscheidung der deutschen Sportfunktionäre, die auch gleich zur ersten Missstimmung führte.

Dabei war die Laune anfangs noch prächtig. Gestern, kurz nach elf Uhr Ortszeit, als Michael Vesper, der Chef de Mission, das Geheimnis lüftete und just im feierlichen Moment von „Gerd Nowitzki“ sprach, ein peinlicher Lapsus, als würde Bundespräsident Horst Köhler von Altkanzler Dirk Schröder sprechen. Jedenfalls gab es viele Lacher im Deutschen Haus, und auch Nowitzki lachte, als er vergnügt in den Raum hineinsprang. Strahlend wie ein kleiner Bub bei der Weihnachtsbescherung.

Dirk schwärmt: "Es macht Riesenspaß"

Von einem „Wahnsinnsgefühl“ sprach Nowitzki und schwärmte erneut vom Leben im Olympischen Dorf: „1000 Sportlern in der Mensa beim Essen zuzuschauen, macht Riesenspaß“, sagte er und erzählte dann noch von einer bitteren Niederlage am Vortag im Dorf: Im Spieleraum, im Tischeishockey gegen einen Pakistani. Eine Pleite, die er gut verkraften konnte. Angesichts des ehrenvollen Fahnentragens.

„Ich hoffe nur, dass ich die Gefühle von denen nicht verletzt habe, die auch die Fahne tragen wollten“, sagte Nowitzki fast schon entschuldigend. Weil er ahnte, dass sich nicht alle so Freude würden. Denn bei aller kindlichen und idealistischen Freude Nowitzkis, so sind es doch seine ersten Spiele überhaupt. Selbst Michael Vesper sprach von einem „Traditionsbruch“, schließlich durften in den letzten Jahren nur olympische Helden Flagge zeigen.

Rudererin Birgit Fischer 2000 und Reiter Ludger Beerbaum 2004 im Sommer, Rodler Hackl Schorsch 2002 und Biathletin Kati Wilhelm 2006. Diesmal hofften unter anderem Rudererin Kathrin Boron (fünf Olympiateilnahmen, vier Goldmedaillen) und Schütze Ralf Schumann (sechs Spiele, drei Siege) auf den Zuschlag. Weshalb Schützensportdirektor Heiner Gabelmann gleich zurückschoss.

"Das ist kein Karnevalsverein"

„Enttäuscht“ sei er, dass nicht „langjährige und erfolgreiche Olympioniken“ gewählt wurden. „Damit hat man sich von einem guten Brauch verabschiedet." Gelassener nahm es Michael Müller. „Wir haben kein Problem damit. Wie sich Nowitzki auf die Spiele freut, hat er sich das verdient“, sagte der Ruder-Sportdirektor der AZ und scherzte angesichts der 2,13 Meter von Nowitzki: „Höher als er kann keiner die Fahne tragen. Damit wird sie weithin sichtbar sein.“

Bis heim nach Deutschland, wo sich Vesper die „intensive Wirkung eines Weltstars auf die Jugend“ erhofft. Anders ausgedrückt: Durch den populärsten Peking-Starter ließe sich die noch gedämpfte Olympia-Euphorie daheim eher entfachen als mit Frau Boron oder Herrn Schumann. Immerhin ließ sich Nowitzki von der DOSB-Spitze bereits in die Geheimnisse des Fahnentragens einweihen: „Mir wurde gesagt, das ist kein Karnevalsverein: Man darf damit also nicht allzu sehr herumwedeln.“ Nicht so wie vor zwei Monaten auf der Fanmeile. Damals schaute er übrigens das 0:1 gegen Kroatien. Nowitzki mit der Fahne, damals kein Glücksbringer für die deutsche Mannschaft.

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