Weil er nervte: Wirt schoss Stammgast ins Gesicht

Brutaler Mordversuch auf offener Straße: Musa Y. hatte sich die Waffe schon vor Jahren in Tschechien besorgt.
HERSBRUCK/NÜRNBERG Ein türkischer Gastwirt (49) aus Hersbruck hat einen Stammgast auf offener Straße mit einem Kopfschuss niedergestreckt und lebensgefährlich verletzt. Er muss sich seit Donnerstag vor dem Nürnberger Schwurgericht wegen Mordversuchs verantworten.
Marek R. gehört nicht gerade zu der Sorte von Gästen, die ein Wirt liebt. Er zahlte oft seine Zeche nicht, trank zuviel, pöbelte Gäste an und hielt sich auch nicht an ein Hausverbot. Als er dann am 3.Januar dieses Jahres gegenüber dem Wirt Musa Y. auch noch handgreiflich wurde, platzte dem Kneipenbesitzer endgültig die Hutschnur. Seine Rache war fürchterlich.
Am eigentlichen Ablauf des Verbrechens gibt es keine Zweifel. Auch der Angeklagte selbst räumte gestern vor Gericht ein, dass er Marek R. ein Stück auf der Straße verfolgt hatte und ihm schließlich im Kreuzungsbereich Amberger Straße/Steingasse aus etwa drei Metern Entfernung mitten ins Gesicht schoss. Das Projektil (Kaliber 9 mm) durchschlug den Kopf und trat knapp unterhalb des Haaransatzes wieder aus. Nur eine sofortige Notoperation rettete das Leben von Marek R., der sich durch einen Sturz auf die Straße auch noch zusätzlich einen Schädelbruch zugezogen hatte.
Nach der Tat fuhr der Gastronom mit dem Taxi zur Polizei
Deutliche Differenzen, was den Auslöser der Bluttat betrifft, gibt es zwischen dem Ermittlungsergebnis der Staatsanwaltschaft und der Aussage des Gastwirts. Musa Y. behauptete gestern, dass er von Marek R. aus nicht erkennbarem Anlass in der Küche der Kneipe mit mehreren Faustschlägen auf den Kopf traktiert worden sei. Die Staatsanwaltschaft geht laut Anklageschrift jedoch nur von einem kräftigen Schubser aus, der die Wut des Türken ins Maßlose getrieben habe. Die Staatsanwältin: „Diese Kränkung wollte der Angeklagte nicht hinnehmen.“ Sie geht von Heimtücke und einer festen Tötungsabsicht aus.
Während die Ärzte im Krankenhaus um das Leben von Marek R. kämpften, irrte Musa Y., der von Rechtsanwalt Alexander Seifert verteidigt wird, ziellos in der Gegend umher. Gut drei Stunden nach der Tat ließ er sich per Taxi zur Polizei bringen und legte dort ein Geständnis ab. Gestern sagte er dazu: „Ich habe einfach die Kontrolle verloren, wusste aber, dass ich Sch... gebaut habe.“ Dem Polizeiprotokoll zufolge hat er tief durchgeatmet, als er sich nach dem Zustand seines Opfers erkundigte und ihm mitgeteilt wurde, dass Marek R. noch lebt. Die Tatwaffe, eine „Mauser“-Pistole, hatte sich Musa Y. schon vor Jahren illegal in Tschechien besorgt.
Der Prozess geht am kommenden Donnerstag weiter. Dann kommt auch das Opfer zu Wort.
Helmut Reister